Geburtsdatum, Geburtsort: 20. März 1900, Trier
Todesdatum, Sterbeort: 28. April 1941, Hadamar
Beruf: Bäcker
Andreas Reuter wurde im Alter von 34 Jahren am 21. August 1934 in der Heil- und Pflegeanstalt der Barmherzigen Brüder in Trier aufgenommen. Er wohnte vor seiner Aufnahme in der Johannisstraße 25 in Trier.
Die vermeintliche Diagnose „Schizophrenie“ wird bereits auf der Titelseite seiner Akte angeführt. Er hielt sich bereits im April desselben Jahres für 14 Tage in der Anstalt der Barmherzigen Brüder in Trier auf. Jedoch wurde er auf eigenen Wunsch hin „ungeheilt“ entlassen. Seiner Schwester zu Folge, welche ihn ebenfalls einlieferte, machte Andreas Reuter eine starke Wesensveränderung durch, da er sich in den Jahren zuvor aus seinen familiären sowie freundschaftlichen Kreisen zurückzog, sich aggressiv verhielt und immer wieder Geräusche vernahm. Der körperliche und neurologische Zustand wurde bei seiner Aufnahme ohne Auffälligkeiten beschrieben.
Andreas Reuter war eine introvertierte und zurückhaltende Person. Beispielsweise hieß es am 9. November 1937: „Ruhiger, verschlossener und unzugänglicher Kranker.“ Es fallen immer wieder die Worte „mutistisch“, worunter man ein vollständiges oder partielles Schweigen versteht, „autistisch“ und „finster“, was sich wiederum häufig auf seinen Blick bezieht. So wurde am 22. August 1938 ein Eintrag vorgenommen, der wie folgt lautet: „Ohne jede Aenderung; […] Der Kranke macht einen sehr unheimlichen Eindruck; manchmal funkelt er mit den Augen wie ein wildes Tier“. Während seines Aufenthalts verrichtete er leichtere Arbeiten und war des Öfteren in der Küche tätig. Wohingegen seine körperliche Verfassung in den Jahren 1935 und 1936 als „zufriedenstellend“ deklariert wurde, wird sie ab 1937 nur noch als „mässig, aber ausreichend“ bzw. ohne Befund beschrieben.
Am 7. August 1939 wurde Andreas Reuter in die Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen verlegt. Dort wurde das gleiche Verhalten wie in Trier dokumentiert. Zudem soll er des Öfteren aggressiv geworden sein. Am 28. April 1941 wurde Andreas Reuter nach Hadamar gebracht und dort vermutlich vergast. Da er 1941 verlegt wurde, kann man davon ausgehen, dass Andreas Reuter im Rahmen der „T4-Aktion“ umgebracht wurde, wobei Galkhausen als Zwischen- bzw. „Sammelanstalt“ diente. Andreas Reuter passte durch seine vermeintliche Diagnose nicht in das rassenideologische Bild des NS-Regimes, weswegen er im Alter von 41 Jahren getötet wurde.
Quellen: Bundesarchiv (BArch) Berlin, R 179/26001.
Lilienthal, Georg: Gaskammer und Überdosis. Die Landesheilanstalt Hadamar als Mordzentrum (1941–1945), in: George, Uta u.a. (Hrsg.): Hadamar. Heilstätte – Tötungsanstalt – Therapiezentrum, Marburg 2006, S. 156–175.
Abbildung: BArch Berlin, R 179/26001, Bl. 2.
Autor:in: Luisa Hoepfner