• Angelika Steffes

    Angelika Steffes

    Geburtsdatum, Geburtsort: 10. Mai 1884, Leiwen

    Todesdatum, Sterbeort: 7. Juni 1941, Hadamar

    Beruf: Modistin

    Die am 10. Mai 1884 in Leiwen geborene Angelika Steffes übte das Handwerk der Modistin aus. Sie hatte braunes, spärliches Haar, eine frische Gesichtsfarbe und war kräftig gebaut. Über ihr Leben, bevor sie am 20. April 1926 in der Heil- und Pflegeanstalt Andernach aufgenommen wurde, wissen wir nur, dass sie ledig war und in Trier lebte. Bereits am 16. April wurde vom Kreisarzt Dr. Ewald angegeben, dass sie „Wahnvorstellungen sexueller Art“ hätte. Sie sei ihm schon seit zwei bis drei Jahren bekannt und wurde „mit elektrischen Strömen aus der Ferne behandelt“, was laut Akte keinen Erfolg erzielte. Die Sinnestäuschungen würden fortdauern und die Wahnvorstellungen intensiver werden. Man warf ihr vor, mit zahlreichen Männern Geschlechtsverkehr gehabt zu haben und sie selbst soll Männer der Hurerei und Sodomie bezichtigt haben. Angelika beschrieb sich als gesund, nur voller innerer Unruhe. Man hätte ihr „alles Schlechte nachgesagt“. In ihrer Akte befindet sich ein Schreiben an den Oberbürgermeister von Trier vom 9. Februar 1927 (siehe Abbildung), aus dem hervorgeht, dass Angelika mit ihrer Situation in Andernach nicht glücklich war. Sie forderte die Stadt Trier, der sie vorwarf sie ihrer Freiheit beraubt zu haben, unter Androhung eines Prozesses dazu auf, sie aus Andernach herauszuholen. Das ist aber nicht das einzige Schreiben, das sich in ihrer Akte befindet. Sie schrieb auch an die obere Gerichtsverwaltung in Köln und verlangte, dass sie, „Angelika Steffes Erfinderin auf jedem Gebiet“, bei den Verhandlungen persönlich dabei zu sein habe, da man sonst alles mögliche über ihre Person sagen würde. 

    In den Jahren zwischen 1926 und 1941 erfasste das Personal der Heil- und Pflegeanstalt immer wieder ihren Zustand. Meist wurde sie als ablehnend gegenüber ihrer Umgebung beschrieben. Sie schimpfe oft vor sich hin und halluziniere, würde Selbstgespräche führen und sei zeitweise „laut, erregt, stumpf zerfahren“. Zuletzt hielt Angelika sich oft im „Rosshaarzimmer“ auf, in dem sie arbeitete und sich beschäftigte. 

    Am 13. Mai 1941 wurde notiert, dass sie aus Platzmangel verlegt werde. Die Gemeinnützige Kranken-Transport GmbH (GeKrat) überführte sie am 7. Juni 1941 nach Hadamar. Ihre Verlegung fällt also in den Zeitraum, in dem in der NS-Tötungsanstalt Hadamar 10.072 Menschen durch das Gas Kohlenmonoxid getötet wurden. Angelika Steffes war eine von ihnen. Während ihr Todesdatum zwar nicht erfasst ist, kann man davon ausgehen, dass sie noch am Tag ihrer Ankunft im Rahmen der „Aktion T4“ ermordet wurde. 

    Quelle: Bundesarchiv (BArch) Berlin, R 179/7233, Bl. 8.

    Quellen: Bundesarchiv (BArch) Berlin, R 179/7233.

    Literatur: Aly, Götz (Hrsg.): Aktion T4 1939–1945. Die „Euthanasie“-Zentrale in der Tiergartenstraße 4, Berlin 1987, S. 13. 

    Autor:in: Lisa Köhl

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