• Anna Maria Scholtes

    Geburtsdatum, Geburtsort: 21. September 1884, Leiwen

    Todesdatum, Sterbeort: 8. Mai 1941, Hadamar

    Beruf: unbekannt

    Anna Maria Scholtes wurde am 21. September 1884 als jüngstes von elf Kindern in Leiwen geboren. Ihre Eltern Nikolaus Eduard (*1829) und Barbara (geb. Fassian, *1841) hatten am 15. Juli 1863 ebenfalls in Leiwen geheiratet. Von den elf Kindern erreichten sieben das Erwachsenenalter – unter ihnen Anna Maria, ihre beiden Schwestern und vier Brüder.

    Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde Anna Maria in die Rheinische Provinzial Irrenanstalt Merzig eingewiesen. Welche Diagnose zu dieser Einweisung geführt hatte, ist leider nicht genau bekannt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass ein Arzt bei ihr eine (vermeintliche) psychische Erkrankung festgestellt hatte, aufgrund derer sie für anstaltspflegebedürftig angesehen wurde. Da ihre Eltern bereits 1905 und 1909 verstorben waren, hat sie zu diesem Zeitpunkt vermutlich mit ihren unverheirateten Geschwistern zusammengewohnt. Ob sie einem Beruf nachging, ist nicht bekannt.

    Am 29. Oktober 1921 wurde Anna Maria von Merzig aus in die Provinzial-Heil und Pflegeanstalt Bedburg-Hau verlegt, wo sie insgesamt neun Jahre verblieb, bis sie am 14. Januar 1930 von dort aus in die Heil- und Pflegeanstalt in Andernach verlegt wurde. Hier war sie weitere elf Jahre als Patientin eingewiesen, bevor sie ein letztes Mal verlegt wurde. Am 8. Mai 1941 wurde Anna Maria von Andernach aus mit 89 weiteren Patient:innen in die Tötungsanstalt Hadamar transportiert. Dies fand im Rahmen der „Aktion T4“ statt, einer zentral für das gesamte Deutsche Reich gesteuerten Aktion, die einzig der Tötung beeinträchtigter Menschen oder solcher, die aufgrund einer vermeintlichen medizinischen Diagnose als solche angesehen wurden, diente.

    In Hadamar wurden die ankommenden Menschen nach ihrer Ankunft und einer fingierten medizinischen Untersuchung in den Keller geführt. Hier befand sich eine als Duschraum getarnte Gaskammer, in der sie mit Kohlenmonoxidgas ermordet wurden.

    Anna Maria starb in Hadamar im Alter von 56 Jahren. Fast die Hälfte ihres Lebens hatte sie in Anstalten verbracht und damit keine Chance, ihr Leben frei und selbstbestimmt leben zu können.

    Quellen: Archiv des Landschaftsverbandes Rheinland (ALVR), Kartei Erbbiologisches Institut; Schaffner, Richard (Bearb.): Familienbuch Leiwen mit den Orten Thörnich und Köwerich 1780–1905, Kordel 2012, S. 407; Christoph Schneider/Claudia Stul (Bearb.): Gedenkbuch zur Erinnerung an die 1941–1945 in der Tötungsanstalt Hadamar Ermordeten, Hadamar ²2019.

    Autor:in:  Lena Haase

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