• Matthias Schmidt

    Geburtsdatum, Geburtsort: 2. Februar 1909 Träg (Gemeinde Welschbilllig)

    Todesdatum, Sterbeort: 28. Juli 1941, Hadamar

    Beruf: Knecht und Landarbeiter

    Matthias Schmidt wurde als Sohn der Eheleute Johann Schmidt und Susanne Schmidt (geborene Platz) in Träg geboren. Seine ältere Schwester Angela Margarete Kruppert (geborene Schmidt), die nach dem Tod des gemeinsamen Vaters im Jahr 1920 die einzig nachvollziehbare Verwandte des Opfers war, beschrieb ihren jüngeren Bruder am 19. Februar 1937 als einen geselligen Jungen, der „früh unter andere Leute gegangen“ ist. Weitere Informationen bezüglich einer schulischen oder beruflichen Laufbahn liegen nicht vor. Der 1,65 Meter große Matthias Schmidt hat als Landarbeiter gearbeitet.

    Zunächst war Matthias Schmidt bei seiner Schwester in Kordel als wohnhaft gemeldet, ehe der Wohnort in einer ärztlichen Bescheinigung vom 23. Dezember 1936 zur Windstraße 8 in Trier, dem damaligen Gefängnis, geändert wurde. Einzelheiten, die die Gründe der Inhaftierung beschreiben, sind bislang unbekannt. Während seines Gefängnisaufenthaltes wurde er ärztlich begutachtet. Infolgedessen wurde ihm eine vermeintliche medizinische Diagnose gestellt, die sein weiteres Schicksal bestimmen sollte.

    Am 27. Februar 1937 wurde Mathias Schmidt in die Heil- und Pflegeanstalt Düren verlegt. Dort kam er in Sicherheitsverwahrung. Als gesetzlicher Vormund war inzwischen Karl Görgen, ein Justizangestellter des Gefängnisses in Trier, bestellt worden und nicht die einzige Verwandte von Matthias Schmidt, seine Schwester.

    Über die Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen, die als sogenannte Zwischenanstalt fungierte, wurde Mathias Schmidt am 28. Juli 1941 in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt und noch an diesem Tag ermordet. Er fiel dem zentral organisierten Patientenmord im Rahmen der „T4-Aktion“ mit 32 Jahren zum Opfer. Was in den letzten vier Jahren seines Lebens geschah, ist nicht bekannt.

    Quellen: Landeshauptarchiv Koblenz (LHAKo), Best. 512,017, Nr. 309.

    Autor:in:  Nico Becker

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    • Mathias Messelter

      Mathias Messelter

      Geburtsdatum, Geburtsort: 1. Mai 1894, Rittersdorf (Kreis Bitburg)

      Todesdatum, Sterbeort: 7. Mai 1941, Hadamar

      Beruf: Lagerarbeiter

      Mathias Messelter wurde am 1. Mai 1894 in Rittersdorf (Kreis Bitburg) geboren. Seine katholischen Eltern waren das Ehepaar Karl und Katharina Messelter (geborene Leisen), die neben ihm noch sechs weitere Kinder zur Welt brachten (Peter, Gertrud, Johann, Josef, Maria, Johann-Heinrich). Als Junge besuchte er in Rittersdorf acht Jahre die Volksschule. Seine Entwicklung verlief dabei zunächst ganz normal. Er war für seine gutmütige Art bekannt. Ab seinem 14. Lebensjahr belegen Gutachten unterschiedlicher Ärzte eine Veränderung, die mutmaßlich auf einen schweren Unfall zurückzuführen sind. Nach erfolglosen Operationen galt Mathias als nicht mehr arbeitsfähig.

      Mathias verbrachte vom 27. Oktober bis 19. November 1937 einen Aufenthalt in der Psychiatrischen- und Nervenklinik Universität Bonn/Rhein. Die Ärzte gaben danach an, dass eine Unterbringung in einer Anstalt fortwährend notwendig wäre. Anschließend kam er in die Heil- und Pflegeanstalt der Barmherzigen Brüder in Trier. Hier verbrachte er auch schon vorher mindestens zwei Aufenthalte, einmal im Jahre 1936, sowie nach seinem Unfall im Jahre 1911. Es folgten vermehrt Aufenthalte in der Heil- und Pflegeanstalt der Brüder in Trier. Hier wird er als unruhig beschrieben und er habe häufig Grimassen geschnitten.

      Eine seiner letzten ärztlichen Untersuchungen ergab eine dauerhafte Anstaltspflege als Notwendigkeit. Weiter wurde im Rahmen der Untersuchung jedoch festgestellt, dass Mathias orientiert sei, klar wirkte und einen geordneten Eindruck machte. Zudem konnte er über seine Verhältnisse sprechen, wenn auch langsamer. Er berichtete dabei, dass er die Gründe für seine Aufnahme nicht wusste, sich aber seiner Krankschreibung und ärztlichen Behandlung bewusst war. Auch dieser Arzt sah die Notwendigkeit an, dass er in eine geschlossene Anstalt müsste, wenn auch erstmal nur bis zur Feststellung einer Besserung. Hierzu zählte ebenfalls die Heil- und Pflegeanstalt Andernach, in welche er 1939 verlegt wurde. Diese diente im Rahmen der „Aktion T4“ auch für ihn als Zwischenanstalt, bevor er am 7. Mai 1941 in die Landesheilanstalt Hadamar gebracht und noch am selben Tag, nur sechs Tage nach seinem 47. Geburtstag, getötet wurde. In den offiziellen ärztlichen Dokumenten ist jedoch der 28. Mai. 1941 als Todesdatum angegeben, wobei dies vermutlich nicht der Wahrheit entspricht, da viele Todesdaten gefälscht wurden, um die schnelle Tötung von Patienten zu verdecken.

      Quellen: Landeshauptarchiv Koblenz (LHAKo), Best. 512,022, Nr. 471.

      Literatur: Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V. Trier (Hrsg.): Stolpersteine erzählen. Ein Wegbegleiter zu den Mahnmalen für Nazi-Opfer auf den Bürgersteigen der Stadt Trier, Trier ²2015.

      Autor:in:  Alicia Grant

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      • Theodor Kinzig

        Theodor Kinzig

        Geburtsdatum, Geburtsort: 24. Oktober 1887, Trier

        Todesdatum, Sterbeort: 23. April 1941, Hadamar

        Beruf: Maurer

        Theodor Kinzig wurde am 24. Oktober 1887 in Trier geboren. Er war Maurer und katholischen Glaubens. Er lebte mit seiner Frau Margarete zusammen in der Weberbachstraße 50 in Trier im dritten Stock. Aus seiner Personal-Akte aus der Heil- und Pflegeanstalt in Andernach geht hervor, dass er in dieser am 26. Februar 1931 aufgenommen wurde. Ende 1933, am 24. November, wurde Theodor Kinzig dort wieder entlassen und kam zurück nach Trier, wo er in die Heil- und Pflegeanstalt der Barmherzigen Brüder in Trier verlegt wurde. Aus der Akte geht hervor, dass er „als ungeheilt nach Trier“ entlassen wurde. Als Grund wurde „Depressionszustand besserungsfähig“ angegeben. In einigen Dokumenten Theodor Kinzig betreffend ist immer wieder von einer „Geisteskrankheit“ die Rede.

        Seine Ehefrau schrieb immer wieder Briefe an Doktoren, Direktoren, Ober- und Chefärtze in Andernach und erkundigte sich nach dem Zustand ihres Mannes. Alle paar Monate erfragte sie zudem, ob ihr Mann noch lebe. Aus den Briefen geht hervor, dass Theodor Kinzig mindestens zwei Söhne gehabt haben muss und auch ab und zu besucht wurde. Außerdem habe er wohl den Wunsch geäußert, nach Trier zurückzukehren. In einem Brief an einen Doktor in Andernach vom 9. Dezember 1933 teilte Margarete Kinzig mit, dass ihr Mann „Kriegsgeschädigter durch Kopfverletzung [ist]“. In demselben Brief teilte sie mit, dass ihr ältester Sohn seinen Vater gerne bereits wieder besucht hätte, jedoch eines schweren Autounglücks wegen fünf Monate im Krankenhaus war und sein Besuch daher ausblieb.

        Am 18. Mai 1938 fragte das Amtsgericht Trier in Andernach nach, ob der „geisteskranke Theodor Kinzig“ noch dort sei und ob eine „Verständigung mit ihm über eine wieder einzuleitende Gebrechlichkeitspflegeschaft möglich [ist]“. Am 27. Mai 1938 wurde das Amtsgericht Trier darüber informiert, dass Kinzig, am bereits 24. November 1933 nach Trier verlegt worden sei.

        Am 7. Mai 1941 soll Theodor Kinzig gestorben sein und am 8. Mai 1941 soll er im Krematorium II in Wiesbaden eingeäschert worden sein. Sein tatsächliches Todesdatum ist nach Verlegung von Andernach nach Hadamar der 23. April 1941. Am 12. Mai 1941 beantragte seine Ehefrau Magarete die Urnenbeisetzung auf dem Trierer Friedhof. Dem wurde stattgegeben und die Urne wurde an die Friedhofverwaltung der Stadt Trier versandt.

        Quellen: Landeshauptarchiv Koblenz (LHAKo), Best.426,006, Nr. 9069; Stadtarchiv Trier (StATr), Tb31/965; StATr, Tb60/721.

        Abbildung: StATr, Tb 31/965.

        Autor:in:  Leonhard Székessy

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        • Barbara Porten

          Barbara Porten

          Geburtsdatum, Geburtsort: 23. August 1877, Schweich

          Todesdatum, Sterbeort: 7. Juni 1941, Hadamar

          Beruf: Ackerin

          Barbara Porten wurde am 23. August 1877 in Schweich geboren. Bereits 1934 wurde sie gemäß dem Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 5. Dezember 1933 angezeigt. Laut dieser Anzeige habe sie an „Schizophrenie“ gelitten. Lange fehlten weitere Informationen zu Barbara Porten. Etliche standesamtliche Beurkundungen wurden der „Aktion T4“ wegen gefälscht und später vernichtet. 1988 wurde deshalb ihre Sterbeurkunde mit der Nummer 970 aus dem Jahr 1941 nacherstellt.

          Diese Sterbeurkunde enthält weitere Informationen über Barbara Porten. Sie war laut Sterbeurkunde nicht verheiratet, katholisch und lebte in der Hofgartenstraße in Schweich. Während die Anzeige aus 1934 noch angab, sie sei Ackererin gewesen gibt die Sterbeurkunde an, dass sie ohne Beruf gewesen sei. Ihr genaues Todesdatum ist hier nicht angegeben. Aus der Sterbeurkunde geht hervor, dass dieses im Jahr 1941 liegt. Somit wurde Barbara Porten sehr wahrscheinlich Opfer der „Aktion
          T4“. Ab dem 13. Januar 1941 wurden auch in der Tötungsanstalt Hadamar Menschen im Zuge der „Aktion T4“ ermordet.

          Am 27. Oktober 1921 wurde sie in die Heil- und Pflegeanstalt in Andernach eingewiesen. Am 7. Juni 1941 von dort nach Hadamar überstellt – da es sich hierbei um einen Tag während der „Aktion T4“ handelt, muss davon ausgegangen werden, dass dieser Tag auch ihr Todesdatum gewesen ist. Dieses Datum gibt auch das Gedenkbuch in Hadamar an.

          Barbara Porten wurde im Alter von 63 Jahren dort ermordet.

          Quellen: Landeshauptarchiv Koblenz (LHAKo), Best. 512,017, Nr. 816; Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW), Personenstandsregister Sterberegister, Signatur: 1976; Christoph Schneider/Claudia Stul (Bearb.): Gedenkbuch zur Erinnerung an die 1941–1945 in der Tötungsanstalt Hadamar Ermordeten, Hadamar ²2019.

          Abbildung: HHStAW, Personenstandsregister Sterberegister, Signatur: 1976.

          Autor:in:  Leonhard Székessy

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          • Eva Hormann

            Eva Hormann

            Geburtsdatum, Geburtsort: 1. Februar 1887, Kyllburg

            Todesdatum, Sterbeort: 25. November 1942, Hadamar

            Beruf: ohne Beruf

            Eva Hormann wurde am 1. Februar 1887 in Kyllburg geboren. Sie selbst war katholischen Glaubens. Am 17. Januar 1925, im Alter von 38 Jahren, wurde sie in die Pflegeanstalt Klosterhoven aufgenommen. Zuvor war sie im St. Annastift Trier und wurde durch ihren Vormund nach Klosterhoven überführt. Laut ärztlichem Fragebogen zu ihrer Aufnahme hatte Eva ein am 3. Juli 1924 geborenes uneheliches Kind, ein Mädchen. Dieses war zum Zeitpunkt ihrer Aufnahme in der Anstalt kein Jahr alt. Zu ihrer Tochter hatte sie von nun an kaum bis keinen Kontakt. Ihre beiden Eltern waren zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben. Ihr Vater verstarb 1910 und ihre Mutter 1919. Seit dem Jahr, in welchem ihr Vater verstarb, war Eva Hormann durch das Amtsgericht Bitburg entmündigt worden.

            Ihr Ehemann, der Eisenbahner Jakob Pelzer aus Kyllburg wurde ihr Vormund. Eva Hormann hatte die Schule besucht und es waren keine „Leistungsfehler“ bekannt. Laut Fragebogen sei die „geistige Störung [von][…] Anfang an als Blödsinn angeboren.“ Obwohl Eva Hormann die Schule besuchte, gibt der Fragebogen auf die Frage nach ihren Schulkentnissen an, sie habe „keinerlei Kenntnisse“. Häusliche Pflege sei nicht möglich und daher die Anstaltspflege nötig. Aus einem Brief geht hervor, dass Eva Hormann einen Bruder (Nils Hormann) hatte. Dieser berichtete, dass seine Schwester von Jakob Pelzer misshandelt und in der Folge schwanger worden sei. Er wisse allerdings nichts über den Verbleib des Kindes.

            Am 31. Mai 1929 wurde das städtische Waisenhaus Köln angefragt, ob Evas zu diesem Zeitpunkt fünfjährige Tochter Anna diese in Klosterhoven besuchen könne. Diese Anfrage wurde bejaht. Bis zum 28. September 1929 tat sich jedoch nichts, weshalb der leitende Arzt noch einmal nachhakte. In ihrer Patientenakte wurde vermerkt, dass der Besuch des Kindes „kaum einen nennenswerten Affekt“ auslöste und sie „im Anschluss an den Besuch [erzählte], daß das Kind von einem Angehörigen der schwarzen Besatzung sei.“

            Am 5. Dezember 1931 wurde Evas Bruder über schwere Atemnot seiner Schwester informiert. Laut dokumentiertem Krankheitsverlauf kam es zu vielen Auseinandersetzungen zwischen Eva Hormann und anderen Patient:innen, weshalb sie mehrfach innerhalb der Anstalt verlegt wurde.

            Am 12. Januar 1938 informierte das Kloster das Gesundheitsamt Bitburg darüber, dass Eva Hormann an „angeborenem Schwachsinn“ leide. Am 18. August 1942 wurde Eva Hormann „in die hessische Landesanstalt Hadamar überführt.“ Am 26. November 1942 bat „Anni Hormann“ die Landesheilanstalt Hadamar, ihr die Sterbeurkunde ihrer Mutter zu übersenden. Anni war zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alt. Laut dieser starb sie am 25. November 1942 um 6 Uhr in Hadamar. Am 4. Februar 1943 bat Anni Hormann darum, ihr mitzuteilen, woran ihre Mutter starb. Ihr wurde mitgeteilt, dass ihre Mutter immer mehr im Bett gehalten werden musste und ein plötzlicher Schmerzfall eintrat, von welchem sie sich nicht mehr erholte. Sie sei ohne Todeskampf verschieden und habe keinen letzten Willen geäußert.

            Eva Hormann starb in Hadamar im Rahmen der sogenannten „dezentralen Euthanasie“, die unmittelbar nach dem offiziellen Stopp der „Aktion T4“ in den Anstalten anlief. Hierbei wurden Menschen, wie wahrscheinlich auch Eva Hormann, schlecht versorgt, unterernährt und weitestgehend sich selbst überlassen. Dass Eva Hormann gänzlich ohne Todeskampf verschieden sei, scheint daher unwahrscheinlich.

            Quellen: Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen (LWV), K12, Nr. 4123.

            Abbildung: Brief der Tochter Anna Hormann mit der Bitte um Informationen zur Todesursache ihrer Mutter (LWV, K12, Nr. 4123).

            Autor:in:  Leonhard Székessy

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            • August Rosemann

              August Rosemann

              Geburtsdatum, Geburtsort: 9. November 1900, Losheim

              Todesdatum, Sterbeort: 15. Mai 1941, Hadamar

              Beruf: ohne Beruf

              August Rosemann wurde am 24. April 1923 durch einen Polizisten in die Heil- und Pflegeanstalt Alzey eingewiesen. Zuvor lebte er mit seiner Mutter, seinem Stiefvater und seinen Stiefgeschwistern in Gonsenheim. Geboren wurde er allerdings in Losheim bei Trier am 9. November 1900. Grundlegend für seine Einweisung war ein ärztliches Gutachten, welches am 6. Februar 1923 erstellt wurde. Aus diesem geht durch die Angaben des Stiefvaters hervor, dass August Rosemann seit seiner Geburt „schwachsinnig“ gewesen sein soll und bereits einmal in einer Anstalt in Dormagen untergebracht wurde. Zuvor lebte er ohne Probleme mit seiner Familie, doch es sollen vermehrt aggressive Handlungen und Äußerungen, sowie nächtliche Ausbrüche vorgekommen sein.

              Dieses ärztliche Zeugnis wurde in der Anstalt Alzey als Grundlage genommen, allerdings fand dort eine weitere Untersuchung statt. Diese Untersuchung wurde als „Prüfung des geistigen Zustandes“ deklariert und bestand aus verschiedenen Aufgaben, die z. B. das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, die Merkfähigkeit, die Reproduktionsfähigkeit und das mathematische Denken testen sollten. Durch die gegebenen Antworten des Patienten wurde ihm ein „hochgradiger Schwachsinn“ diagnostiziert. Nach dieser Untersuchung verweilte August Rosemann noch ca. 20 Jahre in der Anstalt Alzey. Dort wurde sowohl sein Gewicht dokumentiert als auch regelmäßig sein körperlicher und psychischer Zustand. Zumeist wurde er als ruhig und zufrieden beschrieben. Es wurde das Bild eines Patienten geschaffen, der viel mit sich selbst spricht und sich nicht für seine Umgebung interessiert. Konträr hierzu war allerdings, dass August Rosemann laut den Angaben des Stiefvaters in der Familie für sich selbst verantwortlich war.

              Bemerkenswert ist in seiner Akte aber vor allem der regelmäßige Briefverkehr, den seine Mutter mit der Anstalt Alzey führte. Immer wieder erkundigte sich diese nach ihrem Sohn, sprach von Besuchen und sendete Briefe sowie Pakete. In einem dieser Briefe schrieb sie davon, schon länger kein Schreiben mehr von ihrem Sohn erhalten zu haben. Daher lässt sich vermuten, dass dieser zuvor in der Lage gewesen sein muss, eigenständig Brief zu schreiben. Die Dokumentation der Pfleger:innen und Ärzte würde dies nicht vermuten lassen.

              Am 22. April 1941 wurde er in die Landesheilanstalt Weilmünster verlegt. Über diesen Aufenthalt liegen keinerlei Akten vor. Von hier aus wurde August Rosemann am 15. Mai 1941 nach Hadamar verlegt. Daraus lässt sich schließen, dass er zum Opfer der „T4-Aktion“ durch den Gasmord in Hadamar wurde.

              Zum Gedenken an August Rosemann gibt es bisher noch keinen Stolperstein. Das erste Foto entstammt dessen Ausmusterungsschein, auf dem er für den Wehrdienst als untauglich deklariert wird. Allerdings erscheint in der Akte ein weiteres Foto, welches ebenfalls die Erinnerung an ihn aufrechterhalten soll:

              Quelle: BArch, R 179/24127, Bl. 6.

              Quelle: Bundesarchiv Berlin, R 179/24127.

              Autor:in:  Paulina Wulff

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              • Magdalena Schmidt

                Magdalena Schmidt

                Geburtsdatum, Geburtsort: 16. Februar 1897, Trier

                Todesdatum, Sterbeort: 29. Juli 1941, Hadamar

                Beruf: ohne Beruf

                Über das Leben von Magdalena Schmidt ist sehr wenig bekannt. Die einzige uns überlieferte Quelle ist ihre Geburtsurkunde. Magdalena Schmidt wurde am 16. Februar 1897 in Trier geboren. Ihre Eltern hießen Peter und Henriette Schmidt geborene Denart und wohnten in der Wechselstraße 2 in Trier. Ihr Vater war von Beruf Schieferdecker. In der Geburtsurkunde ist nachträglich ein Stempel eingetragen, der nicht nur ihr Todesdatum, sondern auch das Standesamt, das ihre Todesurkunde ausgestellt hat, wiedergibt. Laut diesem Stempel starb sie am 20. August 1941. Bei dem eingetragenen Standesamt handelt es sich um das Standesamt Hadamar Mönchberg, das extra für die Tötungsanstalt Hadamar eingerichtet worden war. Dort wurden die Sterbeurkunden der getöteten Patient:innen gefälscht, um den organisierten Massenmord, der in Hadamar stattfand, zu vertuschen. Es ist anzunehmen, dass Magdalena Schmidt nicht, wie in ihrer Geburtsurkunde vermerkt, am 20. August verstarb. Viel eher wurde sie am 29. Juli 1941, an dem Tag an dem sie von der Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen nach Hadamar transportiert wurde, ermordet. Magdalena Schmidt wurde Opfer der sogenannten „Aktion T4“. Wieso die nationalsozialistische Ideologie ihr Leben als „unwert“ betrachtete, ist nicht mehr rekonstruierbar.

                Quelle: Stadtarchiv Trier (StATr), Tb31/592; Schneider, Christoph/Stuhl, Claudia: Gedenkbuch zur Erinnerung an die 1941-1945 in der Hadamar Ermordeten, Hadamar ²2019.

                Literatur: Hohendorf, Georg u.a.: Die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“ -Aktion T 4 in der Tötungsanstalt Hadamar, in: George, Uta u.a. (Hrsg.): Hadamar. Heilstätte – Tötungsanstalt – Therapiezentrum, Marburg 2006, S. 176-188; Kepplinger, Brigitte/Reese, Hartmut: Das Funktionieren einer Tötungsanstalt. Das Beispiel Hartheim/Linz, in: Rotzoll, Maike u.a. (Hrsg.): Die nationalsozialistische „Euthanasie“-Aktion „T4“ und ihre Opfer. Geschichte und ethische Konsequenzen für die Gegenwart, S. 91-99; Lilienthal, Georg: Die Opfer der NS-„Euthanasie“-Verbrechen, in: Sandner, Peter: Heilbar und nützlich. Ziele und Wege der Psychiatrie in Marburg an der Lahn, Marburg 2001, S. 276-304.

                Abbildung: StATr, Tb31/592.

                Autor:in:  Theo Mast

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                • Andreas Joseph Reuter

                  Andreas Joseph Reuter

                  Geburtsdatum, Geburtsort: 20. März 1900, Trier

                  Todesdatum, Sterbeort: 28. April 1941, Hadamar

                  Beruf: Bäcker

                  Andreas Reuter wurde im Alter von 34 Jahren am 21. August 1934 in der Heil- und Pflegeanstalt der Barmherzigen Brüder in Trier aufgenommen. Er wohnte vor seiner Aufnahme in der Johannisstraße 25 in Trier.

                  Die vermeintliche Diagnose „Schizophrenie“ wird bereits auf der Titelseite seiner Akte angeführt. Er hielt sich bereits im April desselben Jahres für 14 Tage in der Anstalt der Barmherzigen Brüder in Trier auf. Jedoch wurde er auf eigenen Wunsch hin „ungeheilt“ entlassen. Seiner Schwester zu Folge, welche ihn ebenfalls einlieferte, machte Andreas Reuter eine starke Wesensveränderung durch, da er sich in den Jahren zuvor aus seinen familiären sowie freundschaftlichen Kreisen zurückzog, sich aggressiv verhielt und immer wieder Geräusche vernahm. Der körperliche und neurologische Zustand wurde bei seiner Aufnahme ohne Auffälligkeiten beschrieben.

                  Andreas Reuter war eine introvertierte und zurückhaltende Person. Beispielsweise hieß es am 9. November 1937: „Ruhiger, verschlossener und unzugänglicher Kranker.“ Es fallen immer wieder die Worte „mutistisch“, worunter man ein vollständiges oder partielles Schweigen versteht, „autistisch“ und „finster“, was sich wiederum häufig auf seinen Blick bezieht. So wurde am 22. August 1938 ein Eintrag vorgenommen, der wie folgt lautet: „Ohne jede Aenderung; […] Der Kranke macht einen sehr unheimlichen Eindruck; manchmal funkelt er mit den Augen wie ein wildes Tier“. Während seines Aufenthalts verrichtete er leichtere Arbeiten und war des Öfteren in der Küche tätig. Wohingegen seine körperliche Verfassung in den Jahren 1935 und 1936 als „zufriedenstellend“ deklariert wurde, wird sie ab 1937 nur noch als „mässig, aber ausreichend“ bzw. ohne Befund beschrieben.

                  Am 7. August 1939 wurde Andreas Reuter in die Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen verlegt. Dort wurde das gleiche Verhalten wie in Trier dokumentiert. Zudem soll er des Öfteren aggressiv geworden sein. Am 28. April 1941 wurde Andreas Reuter nach Hadamar gebracht und dort vermutlich vergast. Da er 1941 verlegt wurde, kann man davon ausgehen, dass Andreas Reuter im Rahmen der „T4-Aktion“ umgebracht wurde, wobei Galkhausen als Zwischen- bzw. „Sammelanstalt“ diente. Andreas Reuter passte durch seine vermeintliche Diagnose nicht in das rassenideologische Bild des NS-Regimes, weswegen er im Alter von 41 Jahren getötet wurde.

                  Quellen: Bundesarchiv (BArch) Berlin, R 179/26001.

                  Lilienthal, Georg: Gaskammer und Überdosis. Die Landesheilanstalt Hadamar als Mordzentrum (1941–1945), in: George, Uta u.a. (Hrsg.): Hadamar. Heilstätte – Tötungsanstalt – Therapiezentrum, Marburg 2006, S. 156–175.

                  Abbildung: BArch Berlin, R 179/26001, Bl. 2.

                  Autor:in:  Luisa Hoepfner

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                  • Friedrich Wilhelm Thierry

                    Friedrich Wilhelm Thierry

                    Geburtsdatum, Geburtsort: 26. Oktober 1907, Trier

                    Todesdatum, Sterbeort: 26. März 1941, Hadamar

                    Beruf: Maurer

                    Friedrich Thierry wurde im Alter von 21 Jahren in die Provinzial Heil- und Pflegeanstalt in Andernach aufgenommen.

                    Die vermeintliche Diagnose „Schizophrenie“ wird bereits auf der Titelseite seiner Akte angeführt. Die Eintragungen in seiner Krankenakte werden zum Ende hin immer seltener. Zu Beginn sind die Vorgeschichte und der allgemeine Körperzustand von Friedrich Thierry notiert. Er selbst litt bis zum 11. Lebensjahr unter Bettnässen. Zudem hielt er sich bereits für ca. vier Monate in der Heil- und Pflegeanstalt der Barmherzigen Brüder in Trier auf, wo er sich jedoch unerlaubt entfernte. Durch Briefe, welche der Vater an die Leitung bzw. den Direktor der Anstalt in Andernach schickte, erfährt man, wie sich Friedrich Thierry vor seiner Einlieferung verhielt. Nach den Angaben des Vaters war Friedrich Thierry schon immer verschlossen und unkameradschaftlich gegenüber seiner Familie, Kameraden und Vorgesetzten. Nach seiner Lehre als Maurer war er zum Großteil arbeitslos und soll an Wahnvorstellungen sowie aggressivem Verhalten gelitten haben. Zudem zeigt sich in den Briefen, dass er immer wieder weglief.

                    Während seines Aufenthaltes in Andernach verhielt er sich ruhig und schien äußerlich geordnet. Am 17. Juli 1930 überführte man Friedrich Thierry in die Heil- und Pflegeanstalt Kloster Ebernach. Dort zeigte er immer wieder ein aggressives bzw. streitsüchtiges Verhalten gegenüber anderen Patienten sowie dem Personal, weshalb man ihn immer wieder auf andere Abteilungen verlegte. So hieß es beispielsweise am 15. August 1936 in einer entsprechenden Eintragung: „Reizbarer, leicht erregbarer Pflegling, der zu jähem Stimmungswechsel neigt und dann auch gewalttätig wird.“ Da bei ihm immer wieder Fluchtgefahr bestand, arbeitete Friedrich Thierry meistens innerhalb des Gebäudes. So half er beispielsweise beim Betten machen. Durch den regen Briefwechsel vonseiten des Vaters erfährt man, dass dieser für eine „radikale Entmannung“ seines Sohnes war. Ob Friedrich Thierry sterilisiert wurde, erfährt man jedoch nicht. Am 20. August 1936 wurde er in die Heil-und Pflegeanstalt Bedburg-Hau verlegt. Dort verrichtete er weiterhin Hausarbeit und zeigte ein ähnliches Verhalten, geprägt von Aggression und Gewalt, wie in Ebernach.

                    Am 13. März 1941 wurde Friedrich Thierry nach Hadamar gebracht. Man kann davon ausgehen, dass er im Rahmen der „T4-Aktion“ dort vergast wurde. Aus einem Schreiben an die Friedhofsverwaltung in Trier geht hervor, dass er am 27. März 1941 eingeäschert worden sein soll. Dieses Datum ist vermutlich nicht korrekt, da die Einäscherung normalerweise unmittelbar nach der Tötung sattgefunden hat. Seine Schwester Anna Tullius wünschte sich eine Beisetzung.

                    Friedrich Thierry passte durch seine vermeintliche Diagnose nicht in das rassenideologische Bild des NS-Regimes, weswegen er im Alter von 33 Jahren getötet wurde.

                    Quellen: Bundesarchiv Berlin (BArch), R 179/23753; Landeshauptarchiv Koblenz (LHAKo), Best. 426,006, Nr. 11899; Stadtarchiv Trier (StATr), Tb60/721.

                    Literatur: Lilienthal, Georg: Gaskammer und Überdosis. Die Landesheilanstalt Hadamar als Mordzentrum (1941–1945), in: George, Uta u.a. (Hrsg.): Hadamar. Heilstätte – Tötungsanstalt – Therapiezentrum, Marburg 2006, S. 156–175.

                    Autor:in:  Luisa Hoepfner

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                    • Adrienne von Aix

                      Geburtsdatum, Geburtsort: 20. September 1885, Trier

                      Todesdatum, Sterbeort: 18. Februar 1941, Hadamar

                      Beruf: unbekannt

                      Über das Leben von Adrienne von Aix ist kaum etwas bekannt.

                      Geboren wurde sie am 20. September 1885 in Trier. Leider kennen wir weder die Namen der Eltern noch ist nachzuvollziehen, wo sie in Trier wohnhaft gewesen war. 1925/26 lebte Adrienne in Wiesbaden in der Waldstraße 92 in einem Mehrfamilienhaus im ersten Stock. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits 40 Jahre alt. Ob und was Adrienne dort arbeitete oder auch, welchen Beruf sie ausgeübt hat, ist leider unbekannt.

                      Ein erstes Mal wurde sie in die Dr. Wolffsche Heilanstalt Katzenelnbogen eingewiesen. Dem wird eine entsprechende Diagnose vorausgegangen sein, ausweislich derer Adrienne eine psychische Erkrankung gehabt haben soll. Von hier aus wurde sie am 1. April 1938 in die Landesheilanstalt Weilmünster eingewiesen. Knapp drei Jahre verbrachte sie in dieser Anstalt, die im Rahmen der „Aktion T4“ zu einer sogenannten Zwischenanstalt für die Tötungsanstalt Hadamar erklärt wurde. Am 18. Februar 1941 wurde sie von Weilmünster aus mit der eigens für diese Transporte gegründeten GeKrat GmbH zusammen mit 70 weiteren Patient:innen nach Hadamar transportiert. Hier wurden diese Menschen unmittelbar nach ihrer Ankunft im Keller der Anstalt in einer zu diesem Zweck eingerichteten Gaskammer ermordet.

                      Adrienne von Aix wurde 55 Jahre alt.

                      Quellen: Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW), Abt. 461, Nr. 32061, Bd. 3; Christoph Schneider/Claudia Stul (Bearb.): Gedenkbuch zur Erinnerung an die 1941–1945 in der Tötungsanstalt Hadamar Ermordeten, Hadamar ²2019; Adressbuch der Stadt Wiesbaden und Umgebung 1925/1926, Wiesbaden [1926].

                      Autor:in:  Lena Haase

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