Geburtsdatum, Geburtsort: 27. Mai 1905, Trier
Todesdatum, Sterbeort: 8. Mai 1941, Hadamar
Beruf: unbekannt
Barbara Müller wurde am 27. Mai 1905 in Trier geboren. Ihre Mutter verstarb bereits früh im Jahr 1912. Sie hatte drei Geschwister, ebenso auch eine Stiefschwester. Zusammen lebten sie bei dem gemeinsamen Vater, allerdings verbrachte Barbara Müller viele Jahre in einem Waisenhaus, in dem sie auch überwiegend erzogen wurde. Weitere Informationen über ihre Kinder- und Jugendzeit liegen nicht vor.
Sie wurde bereits im Alter von nur 16 Jahren, am 5. Januar 1922, in die Heil- und Pflegeanstalt Andernach aufgenommen, nachdem ihr ein ruheloses Verhalten sowie Erregungszustände, die zur Zerstörung von Kleidung und Gegenständen führten, attestiert wurde.
Dort blieb sie auch bis zum 11. Mai 1924 als „Schwachsinnige“ „zum Arbeiten“, ehe sie auf Wunsch ihres Vaters versuchsweise beurlaubt wurde. Bis Juli 1925 verrichtete sie häusliche Arbeit im Bürgerhospital Trier. Im März 1925 kam sie allerdings wieder nach Andernach, da sie aufgrund ihres störrischen Verhaltens und ihrer geistigen Einstellung, so ist es im Anamnesebogen aus Trier vermerkt, nicht zu gebrauchen gewesen sei.
In Andernach arbeitete sie überwiegend in der Feldkolonne oder im Nähzimmer, doch dort wurde ihr kindisches Benehmen, ein erheblicher Intelligenzmangel und epileptische Zustände diagnostiziert, sodass dies als Hauptgrund für ihr Verhalten festgehalten wurde. Im September 1925 scheint sie schwanger gewesen zu sein. Dies wurde durch ihre „Mitkranken“ an das Personal herangetragen. Hierzu lassen sich keine weiteren Hinweise finden. Ihr Wesen scheint sich daraufhin jedoch verändert zu haben, da ihre geistige Verfassung nun als stumpf beschrieben wurde und ihr ein „starker körperlicher und geistiger“ Rückgang attestiert wurde. Diese Zuschreibungen veränderten sich bis Frühjahr 1933 kaum.
Im Juli 1933 konnte Barbara Müller Urlaub in ihrer Heimat verbringen. Sie hielt sich acht Tage bei ihrer Schwester in Trier auf, ehe sie am 9. Juli 1933 wieder nach Andernach zurückkehrte.
Sie bewarb sich schließlich auf eine Stelle außerhalb der Heil- und Pflegeanstalt und wurde im Januar 1934 entlassen. Sie ging, so ihren Angaben zu Folge, einer Tätigkeit in einer Bäckerei in Andernach nach, erkrankte jedoch und kam in ein Hospital. Wenig später kehrte sie zu ihrer Schwester nach Trier zurück. Dort konnte sie sich nicht einleben und kam in einem Heim für junge obdachlose Mädchen unter, ehe sie am 13. September 1934 aufgrund eines zweifachen Suizidversuches erneut in Andernach aufgenommen wurde.
Seit dem Frühjahr 1935 wurde sie regelmäßig zwischen den unterschiedlicher Stationen verlegt. Auch Hinweise auf tätliche Übergriffe auf das dortige Personal wurden vermerkt. Barbara Müller wurden vermehrt Skopolaminspritzen verabreicht, sodass sie dadurch ruhig gestellt wurde. Am 26. Oktober 1939 erlitt sie einen epileptischen Anfall. Ihr Verhalten wurde von nun an als „läppisch, albern“ und „total verödet“ beschrieben.
Der letzte Akteneintrag ist auf den 8. Mai 1941 datiert. An diesem Tag wurde sie in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt und dort noch an diesem Tag dort ermordet. Barbara Müller fiel mit 35 Jahren dem zentral organisierten Patientenmord im Rahmen der „T4-Aktion“ zum Opfer.
Quellen: Bundesarchiv (BArch) Berlin, R 179/27658.
Abbildung: BArch, R 179/27658.
Autor:in: Nico Becker