• Gertrud Hoffmann

    Gertrud Hoffmann

    Geburtsdatum, Geburtsort: 8. Mai 1900, Trier

    Todesdatum, Sterbeort: 2. Mai 1941, Hadamar

    Beruf: ohne Beruf

    Gertrud Hoffmann geb. Schmitz wurde am 8. Mai 1900 in Trier geboren. Sie war die Tochter von Margarethe (geb. Schreiner) und Wilhelm Schmitz. Sie hatte zwei Schwestern und zwei Brüder. Im Alter von 17 Jahren wurde sie zur Vollwaise. Sie war mit Peter Hoffmann verheiratet, der Metzger war.

    Gertrud Hoffmann kam nach eigenen Angaben während des Ersten Weltkrieges nach Köln und arbeitete im nahegelegen Siegburg in einer Munitionsfabrik. Im Alter von 20 Jahren kam sie erstmals in die Heil- und Pflegeanstalt Düsseldorf-Grafenberg. Im September 1925 war sie zunächst kurz in der städtischen Krankenanstalt Lindenburg in Köln-Lindenthal und dann in der Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Bonn, wo ihr die Diagnose „Schizophrenie“ bzw. „angeborener Schwachsinn“ gestellt wurde. Anfang November 1925 wurde Gertrud Hoffmann in die Heil- und Pflegeanstalt Düren verlegt, wo sie sieben Jahre blieb. Ihr Verhalten wurde in dieser Zeit als sehr wechselhaft beschrieben: Mal sei sie „wochenlang still und stumm“ gewesen, sei fleißig, ruhig und ordentlich, mal sie sie „voller Wahnideen“ gewesen und höre „viel Stimmen“. Der Wechsel zwischen diesen beiden Extremen durchzog ihre gesamte Krankengeschichte. Oft wurde beschrieben, sie verhalte sich „läppisch albern“, rede „in ganz verworrener Weise vor sich hin“ und schimpfe unaufhörlich. Dennoch scheint sich ihr Zustand Ende 1932 verbessert zu haben. Sie wurde von einer ihrer Schwestern zu sich nach Köln-Kalk genommen, wo sie vorgehabt habe, sich eine Dienststelle zu suchen.

    Eineinhalb Jahre später jedoch wurde sie am 22. Juni 1934 in die Heil- und Pflegeanstalt Bonn eingewiesen. Anlass hierzu war, dass Gertrud Hoffmann von der Polizei aufgegriffen wurde, als sie draußen Gras ausgerupft und gegessen habe. Sie habe zudem die Polizeibeamten mit einem Messer bedroht. Bei der Aufnahme sei eine Eingangsuntersuchung kaum möglich gewesen und es wurde befunden, dass sie dringend in eine Anstalt aufgenommen werden solle. Im Juli 1934 wurde sie von Bonn in eine weitere Klinik verlegt. Sie habe auch hier Sinnestäuschungen und Wahnideen gehabt und habe teils so stark im Kölner Dialekt gesprochen, dass sie kaum zu verstehen gewesen sei. Daneben gab es jedoch auch Phasen, in denen sie auf Nachfragen ihren Lebenslauf erzählte. Sie machte Angaben zu ihren Eltern und Geschwistern und sagte, sie habe eine 14-jährige Tochter. Bis zu ihrer Aufnahme in die Klinik habe sie als Putzfrau in einem Kinderhort in Köln Kalk gearbeitet. Es wurde vermerkt, dass sie sich für ihre Erkrankung uneinsichtig zeige. Die Diagnose „Schizophrenie“ fiel unter das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, nach dem Menschen zwangssterilisiert wurden. Gertrud Hoffmann wurde auf Grundlage dieses Gesetzes im Mai 1935 unfruchtbar gemacht. Im August 1936 war sie für einen knappen Monat im Herz-Jesu-Krankenhaus Lindlar, warum ist nicht geklärt. Sie wurde als „fleißig, betriebsam“ beschrieben, zeitweise habe sich ihre „Stimmungslage etwas gehoben“. Dennoch wirke sie auch „stumpf“, immer wieder habe sie Wahnideen gehabt.

    Am 02. Mai 1941 wurde sie „in eine andere Anstalt verlegt“. Diese Formulierung meinte die Verlegung in die jeweilige Tötungsanstalt, in diesem Fall die Landesheilanstalt Hadamar, in der Patient:innen meist bereits am Tag ihre Ankunft getötet wurden – Gertrud Hoffmann am 2. Mai 1941 im Alter von 40 Jahren im Rahmen der „T4-Aktion“.

    In Erinnerung an Gertrud Hoffmann wurde in Trier in der Mustorstraße 81 ein Stolperstein verlegt.

    Quellen: Bundesarchiv (BArch) Berlin, 179/16102.

    Literatur: Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V. Trier (Hrsg.): Stolpersteine erzählen. Ein Wegbegleiter zu den Mahnmalen für Nazi-Opfer auf den Bürgersteigen der Stadt Trier. Trier ²2015.; Schneider, Christoph; Stuhl, Claudia: Gedenkbuch zur Erinnerung an die 1941-1945 in der Hadamar Ermordeten, Hadamar ²2019.

    Abbildung: BArch Berlin, R 179/16102.

    Autor:in:  Sarah Baltes

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    • Selma Hirsch

      Selma Hirsch

      Geburtsdatum, Geburtsort: 13. Februar 1893, Oberlahr

      Todesdatum, Sterbeort: 11. Februar 1941, Hadamar

      Beruf: Handlungsgehilfin

      Selma Hirsch (geborene Levy) wurde am 13. Februar 1893 in Oberlahr als drittes Kind ihrer Eltern Alexander und Sara (geborene Dublon) geboren. Ihre Eltern stammten aus der Umgebung von Trier: der Vater Alexander war am 22. August 1863 in Kordel geboren worden, ihre Mutter Sara am 5. Mai 1858 in Wittlich. Neben Selma hatte das Ehepaar Levy noch sieben weitere Kinder (drei Söhne und vier Töchter), von denen jedoch nur zwei das Erwachsenenalter erreichten. Dies waren deren ältester Sohn Jacob (*1891 in Kordel), der im Alter von 24 Jahren im Mai 1915 in Flandern im Ersten Weltkrieg fiel und Elsa Levy (*1895). Sie wanderte 1938 in die USA aus, lebte in New York City, wo sie 1949 schließlich heiratete und dort bis zu ihrem Tod im Jahr 1966 auch lebte. Den Lebensunterhalt der Familie verdiente Alexander Levy als Metzger.

      Am 16. Mai 1921 heiratete Selma in Trier den Handlungsgehilfen Isidor Hirsch. Er war am 12. Mai 1892 in Feyen geboren worden und lebte dort „Am Knie 5“. Er war der Älteste von fünf Geschwistern. In der Pellingerstraße 35 war Isidor Handelsvertreter für Seife, Wäsche und technische Öle. Sein Vater führte unter derselben Adresse eine Kolonialwaren- und Kohlehandlung.

      Am 4. August 1936 wurde Selma Hirsch in die Heil- und Pflegeanstalt in Andernach eingewiesen. Was der genaue Grund ihrer Einweisung war, ist leider nicht mehr ersichtlich. Vermutlich wurde ihr jedoch ärztlicherseits eine mutmaßliche psychische Erkrankung diagnostiziert, die eine dauerhafte Anstaltsunterbringung notwendig erscheinen ließ. Seit dem 1. Januar 1939 war Selma gezwungen, zwangsweise den Zweitnamen Sara zu tragen. In Andernach verblieb sie etwa viereinhalb Jahre. Am 11. Februar 1941 wurde sie von dort im Rahmen der „Aktion T4“ in die Tötungsanstalt Hadamar transportiert. Hier wurde sie noch am Tag ihrer Ankunft im Keller der Anstalt in einer als Duschraum getarnten Gaskammer ermordet. Als fingiertes Todesdatum wurde der 3. April 1941 vom Standesamt in „Cholm II“ gemeldet. Weder das Datum war korrekt, noch existierte das Standesamt tatsächlich. Diese Todesanzeigen waren von der T4-Zentrale in Berlin gesteuert, um die Nachverfolgbarkeit der Patientenmorde zu verunmöglichen.

      Selma starb zwei Tage vor ihrem 48. Geburtstag. An ihrer Biographie wird die doppelte Verfolgung deutlich der sie ausgesetzt war: einerseits wurde sie als Jüdin Opfer rassenideologischer Verfolgung und andererseits wurde sie aufgrund einer zeitgenössisch festgestellten Beeinträchtigung aus sozialrassistischen und rassepolitischen Gründen verfolgt.

      Ihr Ehemann Isidor wurde am 16. Oktober 1941 mit dem ersten Deportationstransport aus Trier in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) im heutigen Polen deportiert, wo er am 11. Mai 1942 ums Leben kam. Mit ihm auf diesem Transport befanden sich auch dessen Schwester Frieda Franziska mit ihrem Ehemann Sigmund Frank und ihren vier Kindern Manfred (*1921), Kurt (*1923), Leonie (*1926) und Ruth (*1936). Sie alle kamen im Holocaust ums Leben.

      Kennkarte von Selmas Ehemann Isidor Hirsch, Quelle: Stadtarchiv Trier, Tb15/948.

      Quellen: Stadtarchiv Trier (StATr), Tb31/477 1206, Nr. 133/1897; StATr, Tb31/478 1203, Nr. 141/1895; StATr, Tb31/2753, Nr. 120/1921; https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en884659; https://www.erinnerlicht-trier.de/personen/isidor-hirsch (Letzter Zugriff: 20.03.2025).

      Abbildung: Yad Vashem, Gedenkblatt Selma Hirsch, geb. Levy.

      Autor:in:  Lena Haase

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      • Paul Hesseler

        Geburtsdatum, Geburtsort: 22. Dezember 1914, Trier

        Todesdatum, Sterbeort: 23. April 1941, Hadamar

        Beruf: unbekannt

        Paul Hesseler war 26 Jahre alt, als er am 23. April 1941 in der Heil- und Pflegeanstalt Hadamar ermordet wurde. Bereits im Alter von elf Jahren war Paul am 7. Oktober 1936 in die Heil- und Pflegeanstalt in Andernach eingewiesen worden. Vermutlich hatte ein Arzt bei ihm im Vorfeld dieser Einweisung eine mutmaßliche psychische Erkrankung diagnostiziert, die eine Verwahrung in einer Anstalt dauerhaft notwendig machen sollte.

        Andernach fungierte im Rahmen der „Aktion T4“ als Zwischenanstalt, in der Patient:innen für den Weitertransport in eine von reichsweit sechs eingerichteten Tötungsanstalten transportiert wurden. Paul wurde von Andernach aus gemeinsam mit 88 weiteren Patient:innen in den „grauen Bussen“ der eigens für diese Transporte gegründeten GeKrat GmbH nach Hadamar transportiert. Hier wurde er jedoch nicht wieder als Patient aufgenommen. Die geräumte Anstalt diente in dieser Zeit einzig und allein als Mordzentrum für die ankommenden Menschen. Diese wurden direkt von den Bussen aus in den Keller der Anstalt geführt, wo sie in einer als Duschraum getarnten Gaskammer durch Kohlenmonoxidgas ermordet worden sind.

        Quellen: Christoph Schneider/Claudia Stul (Bearb.): Gedenkbuch zur Erinnerung an die 1941–1945 in der Tötungsanstalt Hadamar Ermordeten, Hadamar ²2019.

        Autor:in:  Lena Haase

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        • Jakob Hellbrück

          Jakob Hellbrück

          Geburtsdatum, Geburtsort: 19. März 1890, Wiesbach

          Todesdatum, Sterbeort: 19. Februar 1941, Hadamar

          Beruf: unbekannt

          Jakob Hellbrück wurde am 19. März 1890 in Wiesbach im Kreis Ottweiler im Saarland, heute ein Ortsteil der Gemeinde Eppelborn, geboren. Einen Beruf hat er nicht ausgeübt. In seiner Akte wird „angeborener Schwachsinn“ als angebliche Diagnose vermerkt.

          Jakob wurde bereits am 25. September 1902 mit zwölf Jahren im St. Vincenzstift Aulhausen untergebracht – eine Entscheidung, die sein weiteres Leben bestimmen sollte. Seine Mutter war mit dem Gesetz in Konflikt geraten, sein Vater galt als Trinker und übte den Beruf des Steinhauers aus. Weiterhin ist über seine Familienverhältnisse sowie seine frühe Kindheit nichts bekannt, aber seine Familie konnte ihm offenbar keine stabile Umgebung bieten. Während seines Aufenthaltes im St. Vincenzstift wurde sein körperlicher Zustand regelmäßig dokumentiert, welcher als gesund und als weitgehend unauffällig, jedoch mit einer gewissen Schwächlichkeit vermerkt wurde. Im Jahre 1904 besuchte Jakob die vierte Klasse, scheint jedoch Lernschwierigkeiten in der Schule gehabt zu haben. So scheint er 1910 – im Alter von 20 Jahren – etwa noch immer nicht lesen und schreiben zu können. Außerdem hat er in der dortigen Unterbringung über Jahre hinweg in der Garten- und Landschaftspflege gearbeitet beziehungsweise ausgeholfen. Es gibt drei Adjektive, die ihm immer wieder zugesprochen werden: „ruhig“, „harmlos“, „verträglich“ – ein Mensch, der keine große Aufmerksamkeit erregte, aber auch niemandem schadete. Allgemein wird er als wenig interessiert und zurückhaltend beschrieben. Diese Beschreibungen sind über seinen Aufenthalt hinweg ohne Veränderung.

          Am 10. Juni 1936 wurde er dann aufgrund angeblich negativen Verhaltens, auch anderen Kindern gegenüber, und auf Anordnung der Saarregierung in die Heil- und Pflegeanstalt der Barmherzigen Brüder zu Trier überführt. Dort wurde am 24. September 1936 notiert, dass er „zu keiner Arbeit zu gebrauchen“ sei, was einen erheblichen Unterschied zu seinem vorherigen Aufenthaltsort darstellt. Weiterhin scheint er sich jedoch still und unauffällig verhalten zu haben, aber scheint auch teilnahmslos und ohne eigenen Antrieb gewesen zu sein. Diese Beschreibung zieht sich etwa bis Ende seines Aufenthaltes dort in seiner Patientenakte fort. Entlassen wurde er am 01. Juli 1937.

          Als nächster Aufenthaltsort ist das Landeskrankenhaus Homburg/Saar dokumentiert, in welchem er am 31. Juli 1937 aufgenommen und, nach zwei Jahren, am 31. August 1939 wieder entlassen wurde. Noch am gleichen Tag wurde er in der Nacht mit einem Sammeltransport in die Landesheilanstalt Eichberg im Rheingau gebracht. Dort wurde er mehrmals innerhalb der Anstalt in verschiedene Abteilungen verlegt. Beschrieben wurde er unter anderem als „interesselos“. Er sei „zu keiner vernünftigen Handlung fähig“ aber man könnte ihn zu leichter Hausarbeit gebrauchen sowie zu „leichten mechanischen Arbeiten“.

          Am 19. Februar 1941 wurde er entlassen und in die Landesheilanstalt Hadamar verlegt. Im dortigen Gedenkbuch ist zu entnehmen, dass Jakob Hellbrück noch am gleichen Tag im Rahmen der „T4-Aktion“ getötet wurde. Er wurde 51 Jahre alt.

          Quellen: Bundesarchiv (BArch) Berlin, R 179/8146; Christoph Schneider/Claudia Stul (Bearb.): Gedenkbuch zur Erinnerung an die 1941–1945 in der Tötungsanstalt Hadamar Ermordeten, Hadamar ²2019.

          Abbildung: BArch Berlin, R 179/8146, Bl. 5.

          Autor:in:  Lea Fickinger

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          • Christine Gumsheimer

            Christine Gumsheimer

            Geburtsdatum, Geburtsort: 3. Juni 1887, Trier

            Todesdatum, Sterbeort: 11. Oktober 1944, Hadamar

            Beruf: Modistin

            Christine Gumsheimer wurde am 3. Juni 1887 in Trier als Tochter von Ferdinand Gumsheimer und Maria Gumsheimer, geb. Dumont, geboren. Hier lebte die Familie in der Liebfrauenstraße 4. Christine wuchs in Frankfurt am Main, in der Wittelsbacher-Allee 15 bei ihren Eltern auf. Über ihre Kindheit und Jugend gibt es jedoch kaum Informationen. Laut den Akten erlernte Sie den Beruf Modistin (Hutmacherin) jedoch ist unklar, inwieweit sie diesem Beruf nachging.

            Am 9. November 1921 stellte das Wohlfahrtsamt der Kreisstelle Ostend in Frankfurt am Main einen Antrag auf Unterbringung von Christine Gumsheimer in der Heilerziehungsanstalt Kalmenhof (Calmenhof) in Idstein. Grundlage dieses Antrags war eine vorhergehende Diagnose von Dr. Lade, der Christine als „hochgradig schwachsinnig“ einstufte und angab, dass ihr Verbleib in der Familie mit „Gefahren verknüpft“ sei. Am 13. Januar 1922 folgte die Aufnahme von Christine in der „Idiotenanstalt Idstein“ (Kalmenhof/Calmenhof). Christine war zu dem Zeitpunkt 34 Jahre alt. Während ihrer Unterbringung in Idstein erkundigte sich die Landesversicherungsanstalt Hessen-Nassau mehrmals bei der Heilerziehungsanstalt Kalmenhof, über den Zustand der „Erwerbsbeschränkung“ von Christine Gumsheimer. Die Anstalt antwortete auf eine der Nachfragen wie folgt: „Frl. Christine Gumsheimer, geb. 3.Juni 1887 befindet sich noch in Pflege und Behandlung der hiesigen Anstalt. Die Erwerbsbeschränkung beträgt 100%.“

            Christine war bis Februar 1942 in der Anstalt in Idstein untergebracht. Zwischendurch wurde ihr, auf Antrag ihrer Schwester Alma Boewing, geb. Gumsheimer, eine Beurlaubung gestattet, wonach Christine einige Tage bei ihrer Schwester verbringen konnte. Alma besuchte mehrmals ihre Schwester in Idstein und erkundigte sich häufig per Brief an die Anstaltsleitung über den Zustand von Christine. In einem der Schreiben von Alma an die Anstalt berichtete sie über den Tod ihres Vaters kurz vor Weihnachten. Die Beurlaubungen von Christine seitens der Anstalt endeten mit dem Inkrafttreten des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 14. Juli 1933. So wurde einen Antrag von Alma zur Beurlaubung ihrer Schwester im März 1934 abgelehnt. Begründet wurde die Ablehnung mit dem genannten Gesetz.

            Zwischen Februar und März 1942 folgte die Verlegung von Christine in die Landesheilanstalt Weilmünster. Hier wurde sie bis September 1944 untergebracht. In ihrer Krankengeschichte aus Weilmünster sind einige Einträge, die Christines Zustand als „schwachsinnig“ beschreiben. Es gibt aber auch Einträge, die angeben, Christine würde sich wohl fühlen und bei Haus- und Näharbeiten helfen. „19.11.43: Fühlt sich ganz wohl, hilft bei Haus- und Näharbeiten, gibt an, dass sie jahrelang in Idstein war […] wie eingesperrt, redet sehr viel“.

            Im September 1944 wurde Christine nach Hadamar verlegt. Christine Gumsheimer starb am 11. Oktober 1944. In ihrer Patientenakte wird folgendes über ihren Tod geschrieben: „Heute Exitus an Marasmus“. Die Verlegung nach Hadamar und der Eintrag zu ihrem Tod deuten darauf hin, dass Christine den Patientenmorden der Nationalsozialisten zum Opfer fiel. Das Datum ihres Todes zeigt an, dass Christine im Rahmen der sogenannten „dezentralen Euthanasie“ ermordet wurde. Die angegebenen Todesursachen der Opfer wurden in den meisten Fällen gefälscht, die Opfer wurden meist durch bewusstes Verhungern lassen oder durch medikamentöse Überdosierung ermordet.

            Christine Gumsheimer wurde 57 Jahre alt.

            Quellen: Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen (LWV), K12, Nr. 2706; Stadtarchiv Trier (StATr), Tb31/582, Nr. 301/1887.

            Literatur: Kaminsky, Uwe: Sterilisation und NS- „Euthanasie“. Marginalisierung und Notstandsdenken, in: Osterloh, Jörg/Schulte, Jan Erik (Hrsg.): „Euthanasie“ und Holocaust. Kontinuitäten, Kausalitäten, Parallelitäten, Paderborn 2021, S. 111-136.

            Abbildung: LWV, K12, Nr. 2706.

            Autor:in:  David Justino Vaz

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            • Magdalena Görgen

              Geburtsdatum, Geburtsort: 22. Juli 1900, Trier

              Todesdatum, Sterbeort: 6. Mai 1941, Hadamar

              Beruf: Kontoristin

               Über das Leben von Magdalena Görgen ist kaum etwas bekannt. Am 22. Juli 1900 wurde sie in Trier geboren. Hier arbeitete sie als Kontoristin. Am 2. Februar 1934 wurde sie in die Heil- und Pflegeanstalt Andernach eingewiesen. Über die Gründe dafür ist leider nichts bekannt. Vermutlich führte eine vermeintliche oder tatsächliche Erkrankung zu dieser Einweisung. Hier verbrachte sie mehr als sieben Jahre ihres Lebens, bevor sie am 6. Mai 1941 von dort aus in die Tötungsanstalt nach Hadamar verlegt wurde. Der Transport von der Zwischenanstalt Andernach nach Hadamar erfolgt mit den „grauen Bussen“ der GeKrat. Noch am Tag ihrer Ankunft wurde sie gemeinsam mit 88 weiteren Patient:innen, die an diesem Tag von Andernach nach Hadamar gebracht worden waren, im Keller der Anstalt vergast. Hier war eine als Duschraum getarnte Gaskammer eingerichtet worden, die zur Tötung der Patient:innen diente.

              Magdalena wurde 40 Jahre alt.

              Quellen: ALVR, Kartei Erbbiologisches Institut; Christoph Schneider/Claudia Stul (Bearb.): Gedenkbuch zur Erinnerung an die 1941–1945 in der Tötungsanstalt Hadamar Ermordeten, Hadamar ²2019.

              Autor:in:  Lena Haase

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              • Christine Gehlhaus

                Geburtsdatum, Geburtsort: 28. Januar 1892, Karthaus

                Todesdatum, Sterbeort: 13. Februar 1941, Hadamar

                Beruf: unbekannt

                 Christine Gelhaus war 49 Jahre alt, als sie in der Heil- und Pflegeanstalt Hadamar ermordet wurde. Doch auch wenn sie fast ein halbes Jahrhundert lebte, hat sie kaum nachverfolgbare Spuren in den Archiven hinterlassen. Es ist weder etwas über ihre Kindheit, ihre Familie oder ihre Lebensumstände bekannt, noch wird der Grund ihrer Einweisung in das Anstaltssystem ersichtlich.

                Am 13. Februar 1941 wurde sie von der Landesheilanstalt Herborn aus in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt. Der Transport, mit dem sie die Anstalt erreichte, umfasste insgesamt 72 Patient:innen. Christine wurde noch am gleichen Tag gemeinsam mit diesen Menschen in der eigens dafür eingerichteten Gaskammer im Keller der Anstalt Hadamar ermordet. Christine Gehlhaus wurde Opfer der sogenannten „Aktion T4“ und ermordet, weil sie in der Wahrnehmung der NS-Ideologie als „lebensunwertes Leben“ angesehen wurde.

                Quellen: HHStA Wiesbaden, Abt. 461, Nr. 32061, Bd. 17.

                Autor:in:  Lena Haase

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                • Michael Dühr

                  Michael Dühr

                  Geburtsdatum, Geburtsort: 27. Juli 1884, Trier (Feyen)

                  Todesdatum, Sterbeort: 23. April 1941, Hadamar

                  Beruf: kein Beruf

                   Michael Dühr wurde am 27. Juli 1884 als Sohn von Michael und Anna Dühr in Trier geboren. Michael lebte mit seinen Eltern und mit seinem Bruder Jakob in der Pellingerstraße 19 in Trier-Feyen. Es liegen leider nur sehr wenige Dokumente über Michael Dühr vor, weshalb es schwierig ist sein Leben zu schildern. Michael wurde im Sommer 1939, im Alter von 55 Jahre in die Heil- und Pflegeanstaltanstalt in Andernach untergebracht, ihm wurde „Epilepsie“ diagnostiziert. Von dort aus wurde er am 23. April 1941 nach Hadamar verlegt.

                  Hadamar war eine der sechs zentralen Tötungsanstalten der nationalsozialistischen „T4-Aktion“ und diente ab Januar 1941 der systematischen Ermordung psychisch kranker und behinderter Menschen. Die Opfer wurden zunächst in Zwischenanstalten verlegt und dann per Sammeltransport nach Hadamar gebracht, wo sie unmittelbar nach ihrer Ankunft in einer als Duschraum getarnten Gaskammer mit Kohlenmonoxid erstickt wurden. Ihre Leichen wurden anschließend in einem Krematoriumsofen verbrannt. Um die Morde zu vertuschen, erhielten Angehörige gefälschte Sterbeurkunden mit fingierten Todesursachen. Nach dem offiziellen Stopp der Aktion im August 1941 wurden die Tötungen fortgesetzt, nun durch systematischen Nahrungsentzug und Medikamentenüberdosierungen, in der sogenannten „dezentralen Euthanasie“.

                  Michael Dühr war einer der vielen Opfer der „T-4 Aktion“ der Nationalsozialisten. Da die Todesdaten der Opfer oft gefälscht wurden ist davon auszugehen, dass der 5. Mai 1941, der als Todesdatum in seiner Sterbeurkunde eingetragen wurde, nicht das tatsächliche Todesdatum von Michael ist. Wahrscheinlich ist, dass er unmittelbar nach seiner Ankunft am 23. April 1941 in Hadamar ermordet wurde.

                  Michael Dühr wurde 56 Jahre alt.

                  Quellen: Listen von Angehörigen der Vereinten Nationen […], 2.1.1.2/70565267/ITS Digital Archive, Arolsen Archives; Stadtarchiv Trier (StATr), Tb31/962, Nr. 323/1884.

                  Literatur: Lilienthal, Georg: Gaskammer und Überdosis. Die Landesheilanstalt Hadamar als Mordzentrum (1941–1945), in: George, Uta u.a. (Hrsg.): Hadamar. Heilstätte – Tötungsanstalt – Therapiezentrum, Marburg 2006, S. 156–175.

                  Autor:in:  David Justino Vaz

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                  • Margareta Maria Dimmer

                    Margareta Maria Dimmer

                    Geburtsdatum, Geburtsort: 16. November 1910, Trier

                    Todesdatum, Sterbeort: 6. Mai 1941, Hadamar

                    Beruf: ohne Beruf

                    Margareta Maria Dimmer wurde am 16. November 1910 als Tochter von Johann und Josefina Dimmer in Trier geboren. Gelebt hat Margareta zusammen mit ihren Eltern in Trier unter anderem in der Rindertanzstraße und in der Eurenerstraße. Über die Kindheit und das Leben von Margareta ist leider nur sehr wenig bekannt. Aus verschiedenen Dokumenten geht hervor, dass Margareta keinem Beruf nachgegangen ist. Am 14. Juni 1933 wurde Margareta in der Heil- und Pflegeanstalt in Andernach aufgenommen. Am 6. Mai 1941 wurde sie von dort aus nach Hadamar verlegt.

                    Im Juni 1941 erhielten die Eltern von Margareta ein Schreiben von der Trierer Bauverwaltung, in welchem folgendes stand: „Die Aschenurne ihrer verstorbenen Tochter ist hier eingetroffen. Zwecks Erledigung der Beisetzungsformalitäten bitte ich um Ihre Vorsprache bei der Bauverwaltung […].“ Aus einem Brief der Polizeibehörde Hadamar an die Friedhofsverwaltung in Trier geht hervor, dass Margareta Dimmer am 15. Mai 1941 in der Heil- und Pflegeanstalt Hadamar verstorben und am Folgetag im Krematorium II in Wiesbaden eingeäschert worden sein soll. Hadamar war zu diesem Zeitpunkt alles andere als eine Heil- und Pflegeanstalt, es war eine Tötungsanstalt die für die verbrecherischen Morde der Nationalsozialisten an Patient:innen im Rahmen der sogenannten „T4-Aktion“ benutzt wurde. Das Todesdatum, das der Familie mitgeteilt wurde, ist sehr wahrscheinlich nicht das tatsächliche Todesdatum. Die Patientinnen und Patienten, die in die Tötungsanstalt Hadamar transportiert wurden, wurden dort noch am Tag der Ankunft vergast.

                    Der Grund, warum Margareta nach Hadamar gebracht wurde, ist unbekannt. Zuvor war Sie in der Heilanstalt Andernach untergebracht, diese diente als Zwischenanstalt, von wo aus die Opfer nach Hadamar gebracht wurden, um dort ermordet zu werden. Ob Margaretas Todesdatum tatsächlich der 15. Mai 1941 ist, lässt sich nicht mit Sicherheit festlegen, da die Todesdaten der ermordeten Opfer oft gefälscht wurden. Margareta wurde bereits am 6. Mai 1941 nach Hadamar gebracht und da die Opfer meistens unmittelbar nach ihrer Ankunft in Hadamar ermordet wurden, ist das tatsächliche Todesdatum von Margareta wohl der 6. Mai 1941. Margareta wurde, wie mehr als 200.000 andere Menschen, im Rahmen der nationalsozialistischen Krankenmorde, Opfer der verbrecherischen Ideologie der „Rassenhygiene“.

                    Margareta Maria Dimmer wurde 30 Jahre alt.

                    Quellen: Stadtarchiv Trier (StATr), Tb60/721.

                    Literatur: Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V. Trier (Hrsg.): Stolpersteine erzählen. Ein Wegbegleiter zu den Mahnmalen für Nazi-Opfer auf den Bürgersteigen der Stadt Trier, Trier ²2015; Lilienthal, Georg: Gaskammer und Überdosis. Die Landesheilanstalt Hadamar als Mordzentrum (1941–1945), in: George, Uta u.a. (Hrsg.): Hadamar. Heilstätte – Tötungsanstalt – Therapiezentrum, Marburg 2006, S. 156–175.

                    Autor:in:  David Justino Vaz

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                    • Peter Blesius

                      Geburtsdatum, Geburtsort: 23. Dezember 1917, Rodt (Kr. Trier-Land)

                      Todesdatum, Sterbeort: 7. Mai 1941, Hadamar

                      Beruf: unbekannt

                      Peter Blesius wuchs in Rodt im Kreis Trier-Land auf, wo er seit 1923 auch die Dorfschule besuchte. Bereits 1927 und 1928 war er kurzzeitig in einer Klink in Bonn aufgenommen, bevor er am 23. März 1928 schließlich ins St. Josefsheim Waldniel kam. Vermutlich musste er bereits mit dieser Einweisung auf eine „Anstaltsschule“ wechseln. Offenbar kam er im Unterricht nicht hinterher, sodass er einer speziellen Förderung bedurfte. Während er bei diesem Schulwechsel noch als „bildungsfähig“ eingeschätzt wurde, vermerkte man bei seiner Entlassung aus der Schule im Folgejahr bereits, dass der Besuch „ohne besonderen Erfolg“ erfolgt sei. Seine Lernschwäche resultierte vermutlich aus einer Hirnhautentzündung, die er als kleines Kind erlitten hatte. Mit dem Abgang von der Anstaltsschule in Waldniel endete auch seine dortige Unterbringung. Am 20. Dezember 1932 wurde der 15-Jährige im St. Antoniushaus in Linz untergebracht. Hier blieb er ein knappes Jahr, bis er am 9. Dezember 1933 entlassen wurde.

                      In den folgenden Jahren ist kein Anstaltsaufenthalt für ihn nachzuweisen. Unter der nun begonnenen NS-Herrschaft wurde ihm jedoch seine Lernbeeinträchtigung zum Verhängnis, galt er doch nach der NS-Ideologie als „lebensunwertes Leben“. Welchen rassepolitischen oder eugenischen Maßnahmen er ausgesetzt war, ist jedoch unklar.

                      Am 13. Juli 1938 erfolgte seine erneute Einweisung in das Anstaltssystem. Er wurde in die Heil- und Pflegeanstalt in Andernach eingeliefert und verbrachte dort die nächsten drei Jahre seines Lebens. Diese Anstalt fungierte als Zwischenanstalt für die Tötungsanstalt Hadamar. Seine Verlegung dorthin erfolgte am 7. Mai 1941. An diesem Tag kam in Hadamar ein Transport an, der 88 Patient:innen aus Andernach umfasste – unter ihnen auch Peter Blesius. Unmittelbar nach der Ankunft wurde er im Keller des Hauptgebäudes vergast. Dies geschah in einer als Duschraum getarnten Gaskammer. Zum Zeitpunkt seines Todes war Peter 23 Jahre alt. Er wurde Opfer der „T4-Aktion“.

                      Quellen: Archiv des Landschaftsverbands Rheinland (ALVR), Nr. 71531; Christoph Schneider/Claudia Stul (Bearb.): Gedenkbuch zur Erinnerung an die 1941–1945 in der Tötungsanstalt Hadamar Ermordeten, Hadamar ²2019.

                      Autor:in:  Lena Haase

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