• Erna Lamberti

    Erna Lamberti

    Geburtsdatum, Geburtsort: 28. Mai 1917, Trier-Euren

    Todesdatum, Sterbeort: 25. April 1941, Hadamar

    Beruf: Haustochter

    Erna Lamberti wurde am 28. Mai 1917 in Trier geboren. Ihr Vater, Johann Lamberti I., war Eisenbahnschaffner bei der Deutschen Reichsbahn, über den Beruf der Mutter, Josefine Fah, die aus Luxemburg stammte, ist nichts bekannt. Erna selbst erlernte nie einen Beruf, in ihrer Krankenakte wird dieser als “Haustochter” angegeben. Sie wurde katholisch erzogen und blieb ledig. Gemeinsam lebte die Familie in der Schweringstraße 2 in Trier-Euren. Die Patientenakte enthält in diesem Punkt einen Fehler. Hier ist Ernas Heimatadresse als “Schwerinerstraße 2” angegeben, die in Trier allerdings auch 1939 nicht existierte. Im Einwohnerbuch der Stadt von 1936 ist die Adresse korrekt angegeben. In der Schule soll sie stets gut gelernt haben und eine gutmütige und fleißige Schülerin gewesen sein.

    Am 8. April 1939 wurde die damals 21-jährige Erna in die Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Andernach eingeliefert. Sie wurde hierbei von einer Krankenpflegerin sowie von einem Stadtinspektor begleitet. Aus der Patientenakte geht hervor, warum sie hierher gebracht wird. So sei Erna Lamberti im Alter von acht Jahren vom Heuwagen gefallen, ein Umstand, von dem sie später auch einem behandelnden Arzt berichtete. Danach sei es “angeblich” zu einer “Gemütsverwirrung” sowie zu “epileptisomen Anfällen” gekommen. Die offizielle Diagnose lautet “erbliche Fallsucht”, die heute besser unter dem Begriff “Epilepsie” bekannt ist. Neben dieser „erblichen Fallsucht“ soll sie unter Sinnestäuschungen und Zwangsvorstellungen gelitten haben, die sich vor allem in religiösen Wahnvorstellungen äußerten. So glaubte sie, sie würde hingerichtet und gekreuzigt werden. Diese Zwangsvorstellungen sollen mit zunehmendem Alter immer häufiger geworden sein und zu Störungen der Umgebung geführt haben. So habe sie immer wieder Tobsuchtsanfälle gehabt, falle wegen lautem Rufen auf und zerstöre Gegenstände. Weil sie dauernd bewacht werden musste, ordnete der behandelnde Arzt die Einweisung in eine Anstalt an. In der Heil- und Pflegeanstalt Andernach wurde sie am 8. April 1939 auf Station IV – III B aufgenommen.

    Der erste Eintrag aus der Heil- und Pflegeanstalt Andernach stammt aus der Nacht vom 19. auf den 20. April 1939. Hier wurde sie als recht ruhig und nett beschrieben. Am späten Abend sowie nach Mitternacht aber habe sie die ersten Anfälle gehabt. Bei einer Untersuchung nur wenige Tage nach ihrer Aufnahme wurde sie vom Arzt erneut als sehr ruhig, aber auch stark verwirrt beschrieben. Im Zuge dieser Untersuchung wurden Operationsnarben am Unterleib Ernas festgestellt. Erna Lamberti wurde 1937 “außerhalb” zwangssterilisiert.

    Der letzte Eintrag in Erna Lambertis Patientenakte stammt vom 25. April 1941. Knapp wird vermerkt, dass die nun 24-jährige Erna mit den grauen Bussen der Gemeinnützigen Krankentransportgesellschaft Berlin, kurz Gekrat, in die Heil- und Pflegeanstalt Hadamar gebracht und noch am selben Tag gemeinsam mit weiteren Patientinnen und Patienten durch Vergasung ermordet wird. Insgesamt wurden in dieser Phase, der „Aktion T4“, die vom 13. Januar 1941 bis zum 1. September 1941 andauerte, über 10.000 Menschen auf brutale Weise getötet.

    Quellen: Bundesarchiv (BArch) Berlin, R179/27614; Einwohnerbuch der Stadt Trier 1936. Zusammengestellt nach eigenen Angaben der Einwohner. Abgeschlossen am 1. Mai 1936, Trier 1936.

    Literatur: Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V. (Hrsg.): Stolpersteine erzählen. Ein Wegbegleiter zu den Mahnmalen für Nazi-Opfer auf den Bürgersteigen der Stadt Trier, Trier ²2015, S. 138; Hohendorf, Gerrit u.a.: Die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Aktion T4 in der Tötungsanstalt Hadamar, in: George, Uta u.a. (Hrsg.): Hadamar. Heilstätte – Tötungsanstalt – Therapiezentrum, Marburg 2006, S. 177-188; Wirtz, M.A.: Dorsch Lexikon der Psychologie. Bern, 2016.

    Abbildung: BArch Berlin, R179/27614, Bl. 1.

    Autor:in:  Ann-Kathrin Listmann

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