• Eva Hornetz

    Eva Hornetz

    Geburtsdatum, Geburtsort: 5. Oktober 1876, Schillingen, Kreis Trier-Land

    Todesdatum, Sterbeort: 25. April 1941, Hadamar

    Beruf: Näherin

    Eva Hornetz war 56 Jahre alt, als sie 1933 in die Heil- und Pflegeanstalt Andernach eingewiesen wurde. Eine Gemeindeschwester hatte sie am Abend des 16. März zur Anstalt begleitet. Seit Mitte Januar 1933 habe Eva Hornetz „Beeinträchtigungs- und Wahnideen vorwiegend religiöser Natur“. Sie hatte Angst verdammt zu sein, verhungern zu müssen, in die Hölle zu müssen. Am Vortag der Einweisung habe Eva Hornetz dann versucht, auf dem Feld in ein Feuer zu laufen. Sie wurde wegen „Selbstmordneigung und Unruhe“ in die Anstaltspflege aufgenommen.

    Ihre Akte beschreibt sie bei der Einweisung als „kleine verwachsene Person“ mit langem, ergrautem Haar. Sie war nur 131 cm groß. Ihr wurde eine starke Skoliose und „Verstimmungszustand (manisch-depr. Mischzustand) bei angeborenem Schwachsinn“ diagnostiziert. Sie breche nach Geschrei „plötzlich in ein lang anhaltendes krampfhaftes Lachen aus, das nach längerer Dauer in Weinen übergeht“. Sie rede langsam, wisse aber „wann der Weltkrieg war, wer der Reichspräsident ist“.

    Vor ihrer Einweisung verbrachte Eva Hornetz fast ihr ganzes Leben in Schillingen (Kreis Trier-Land). Sie war dort geboren worden, ihr Vater ist früh gestorben, ihre Mutter verstarb 1904 an Diabetes. Sie hatte einen Bruder, eine Schwester, einen Stiefbruder und eine Stiefschwester. Der Bruder, Nikolaus Hornetz, hatte als Kind Krämpfe bekommen. Er wurde in eine Anstalt in Waldbreitbach eingewiesen, wo er 1914 starb.

    Eva Hornetz besuchte die Volksschule Schillingen. Sie musste eine Klasse wiederholen und wurde in der zweiten Klasse aus der Schule entlassen. Nach der Schulentlassung lernte sie Nähen. Nach eigenen Angaben vertrug sie die Ausbildung anfangs jedoch nicht und musste von der Belastung erbrechen. Im Alter von etwa 22-23 Jahren lebte Hornetz eine Zeit lang im Kloster Marienberg (Boppard). Sie erzählte bei der Aufnahme, dass sie jedoch nur kurzzeitig dortgeblieben sei, da ihr die Arbeit zu schwer war und sie Heimweh bekam. Stattdessen hält ihr Aufnahmebogen fest: „Konnte in einem Kloster nicht bleiben, weil sie sich nicht fügte.“

    Eva Hornetz verbrachte ganze acht Jahre in Andernach. Sie wurde häufig als ängstlich und unzugänglich geschrieben. Ab 1939 verschlechterte sich ihr Zustand. Sie musste mehrfach unter Wache ins Lazarett verlegt werden. Sie verlor in drei Jahren 12 kg Gewicht. 1941 wog sie nur noch 38 kg.

    Der letzte Eintrag in Eva Hornetz Akte ist auf den 25. April 1941 datiert. Darin heißt es: „Von der gemeinnützigen Krankenhaustransportgesellschaft abgeholt“. Die „Gemeinnützige Krankenhaustransport GmbH (GeKrat)“ führte die Verlegung von Patient:innen im Rahmen der „Aktion T4“ durch. Mit Bussen deportierte man die Patient:innen von den sogenannten Zwischenanstalten in die Tötungsanstalten. Eva Hornetz wurde zusammen mit 59 anderen in die Landesheilanstalt Hadamar gebracht. Dort wurde sie in einer Gaskammer ermordet.

    Eva Hornetz wurde 65 Jahre alt. Sie wurde, wie über 10.000 weitere Patient:innen, im Rahmen der „Aktion T4“ in Hadamar ermordet.

    Quellen: Bundesarchiv (BArch) Berlin, R 179/8979.

    Literatur: Lilienthal, Georg: Gaskammer und Überdosis. Die Landesheilanstalt Hadamar als Mordzentrum (1941–1945), in: George, Uta (u.a.) (Hrsg.): Hadamar. Heilstätte – Tötungsanstalt – Therapiezentrum, Marburg 2006, S. 156–175.

    Autor:in: Elisabet Lorent

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