• Friedrich Wilhelm Thierry

    Friedrich Wilhelm Thierry

    Geburtsdatum, Geburtsort: 26. Oktober 1907, Trier

    Todesdatum, Sterbeort: 26. März 1941, Hadamar

    Beruf: Maurer

    Friedrich Thierry wurde im Alter von 21 Jahren in die Provinzial Heil- und Pflegeanstalt in Andernach aufgenommen.

    Die vermeintliche Diagnose „Schizophrenie“ wird bereits auf der Titelseite seiner Akte angeführt. Die Eintragungen in seiner Krankenakte werden zum Ende hin immer seltener. Zu Beginn sind die Vorgeschichte und der allgemeine Körperzustand von Friedrich Thierry notiert. Er selbst litt bis zum 11. Lebensjahr unter Bettnässen. Zudem hielt er sich bereits für ca. vier Monate in der Heil- und Pflegeanstalt der Barmherzigen Brüder in Trier auf, wo er sich jedoch unerlaubt entfernte. Durch Briefe, welche der Vater an die Leitung bzw. den Direktor der Anstalt in Andernach schickte, erfährt man, wie sich Friedrich Thierry vor seiner Einlieferung verhielt. Nach den Angaben des Vaters war Friedrich Thierry schon immer verschlossen und unkameradschaftlich gegenüber seiner Familie, Kameraden und Vorgesetzten. Nach seiner Lehre als Maurer war er zum Großteil arbeitslos und soll an Wahnvorstellungen sowie aggressivem Verhalten gelitten haben. Zudem zeigt sich in den Briefen, dass er immer wieder weglief.

    Während seines Aufenthaltes in Andernach verhielt er sich ruhig und schien äußerlich geordnet. Am 17. Juli 1930 überführte man Friedrich Thierry in die Heil- und Pflegeanstalt Kloster Ebernach. Dort zeigte er immer wieder ein aggressives bzw. streitsüchtiges Verhalten gegenüber anderen Patienten sowie dem Personal, weshalb man ihn immer wieder auf andere Abteilungen verlegte. So hieß es beispielsweise am 15. August 1936 in einer entsprechenden Eintragung: „Reizbarer, leicht erregbarer Pflegling, der zu jähem Stimmungswechsel neigt und dann auch gewalttätig wird.“ Da bei ihm immer wieder Fluchtgefahr bestand, arbeitete Friedrich Thierry meistens innerhalb des Gebäudes. So half er beispielsweise beim Betten machen. Durch den regen Briefwechsel vonseiten des Vaters erfährt man, dass dieser für eine „radikale Entmannung“ seines Sohnes war. Ob Friedrich Thierry sterilisiert wurde, erfährt man jedoch nicht. Am 20. August 1936 wurde er in die Heil-und Pflegeanstalt Bedburg-Hau verlegt. Dort verrichtete er weiterhin Hausarbeit und zeigte ein ähnliches Verhalten, geprägt von Aggression und Gewalt, wie in Ebernach.

    Am 13. März 1941 wurde Friedrich Thierry nach Hadamar gebracht. Man kann davon ausgehen, dass er im Rahmen der „T4-Aktion“ dort vergast wurde. Aus einem Schreiben an die Friedhofsverwaltung in Trier geht hervor, dass er am 27. März 1941 eingeäschert worden sein soll. Dieses Datum ist vermutlich nicht korrekt, da die Einäscherung normalerweise unmittelbar nach der Tötung sattgefunden hat. Seine Schwester Anna Tullius wünschte sich eine Beisetzung.

    Friedrich Thierry passte durch seine vermeintliche Diagnose nicht in das rassenideologische Bild des NS-Regimes, weswegen er im Alter von 33 Jahren getötet wurde.

    Quellen: Bundesarchiv Berlin (BArch), R 179/23753; Landeshauptarchiv Koblenz (LHAKo), Best. 426,006, Nr. 11899; Stadtarchiv Trier (StATr), Tb60/721.

    Literatur: Lilienthal, Georg: Gaskammer und Überdosis. Die Landesheilanstalt Hadamar als Mordzentrum (1941–1945), in: George, Uta u.a. (Hrsg.): Hadamar. Heilstätte – Tötungsanstalt – Therapiezentrum, Marburg 2006, S. 156–175.

    Autor:in:  Luisa Hoepfner

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