Geburtsdatum, Geburtsort: 23. Februar 1895, Trier
Todesdatum, Sterbeort: 24. April 1944, Hadamar
Beruf: pensionierter Eisenbahnschlosser
Heinrich Benedikt Nau wurde am 23. März 1895 als unehelicher Sohn von Benedikt Nau (gest. 1934) und Angela Nau, geb. Meyer, (gest. 1915) in Trier geboren. Er war gelernter Eisenbahnschlosser und heiratete 16. Juni 1919 seine spätere Frau Dorothe Schuler, mit der er vier Kinder bekam. Im selben Jahr wurde er zum ersten Mal als „nervenleidend“ diagnostiziert. Nach dem Tod seiner Frau, am 7. April 1931, zog er sich aus dem sozialen Leben zurück. Er sprach kaum mehr mit seinen Nachbarn und galt als still und sehr zurückhaltend. 1939 wurde er das erste Mal in die Städtische Pflegeanstalt Lindenburg eingewiesen. Daraufhin wurde er zunächst 1940 von seiner Arbeit freigestellt und im darauffolgenden Jahr pensioniert.
Heinrich Nau zeigte verschiedene Krankheitssymptome wie zittrige Hände, Schwerhörigkeit, Verfolgungswahn und Halluzinationen. Außerdem war er nicht mehr in der Lage, sich um sich selbst oder seine Kinder zu kümmern, wobei er zwischen Apathie und Gefühlsausbrüchen schwankte. Deshalb wurde er am 22. Mai 1942 in die Heil- und Pflegeanstalt Andernach mit dem Verdacht auf „Schizophrenie“ eingewiesen. Von dort aus wurde Heinrich Nau am 4. August 1943 erst in die Heil- und Pflegeanstalt Landsberg/Warthe und dann am 21. Februar 1944 in die Landesheilanstalt Hadamar verlegt. Auch sein ältester Sohn Nikolaus Nau (geb. 1924) wurde aufgrund einer „Geisteskrankheit“ in eine Anstalt in Bonn eingewiesen.
Da Heinrich Nau nicht mehr in der Lage war, seine Angelegenheiten selbst zu regeln, wurde seine älteste Tochter Maria Nau (geb. 1920) als sein gesetzlicher Vormund eingesetzt. Sie versuchte regelmäßig per Brief Informationen über den Gesundheitszustand ihres Vater zu erhalten.
Auch in den Anstalten machte Heinrich Nau einen verwahrlosten Eindruck. Seine Kleidung war in schlechtem Zustand und er zog sich vollkommen zurück. Er hatte keinen Kontakt mit anderen Patienten und kein Interesse für die Vorgänge um ihn herum. Heinrich Nau zeigte widerspenstiges Verhalten und widersetzte sich den Anforderungen des Personals. Für den unwahrscheinlichen Fall einer Entlassung war eine Unfruchtbarmachung angedacht worden.
In Hadamar verstarb Heinrich Nau am 24. April 1944 offiziell an „Geisteskrankheit“ und einem Schlaganfall. Er wurde auf dem Anstaltsfriedhof begraben. Seine Tochter Maria Nau übernahm die Kosten für die Grabpflege und ließ sich die Schuhe ihres Vaters zukommen.
Heinrich Nau konnte aufgrund eines Schicksalsschlages nicht mehr für sich oder seine Kinder sorgen. Er selbst und einer seiner Söhne wurden daraufhin in Anstalten eingewiesen, während die jüngeren Kinder in Pflegefamilien kamen. Seine älteste Tochter wurde für ihn als Vormund eingesetzt und sorgte sich sehr um ihren Vater. Die Anstaltsaufenthalte halfen Heinrich Nau nicht wieder Teil der Gesellschaft zu werden. Stattdessen wurde er Opfer der sogenannten „dezentralen Euthanasie“.
Quellen: Landeshauptarchiv Koblenz (LHAKo), Best. 512,017, Nr. 816; Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen (LWV), K12, Nr. 499; Stadtarchiv Trier (StATr), Tb31/590/a; StATr, Tb31/2872; StATr, Tb31/2832.
Abbildung: StATr, Tb31/590/a.
Autor:in: Katharina Nagel