Geburtsdatum, Geburtsort: 18. Dezember 1884, Trier
Todesdatum, Sterbeort: 7. Mai 1941, Hadamar
Beruf: ohne Beruf
Johann Lieser kam am 18. Dezember 1884 in Pallien-Trier als Sohn von Nikolaus und Maria Lieser zur Welt. Vermutlich wohnte er bis zu seiner Einweisung in die Heil- und Pflegeanstalt der Barmherzigen Brüder in Trier, zu Beginn bei seinen Eltern. Es gibt unterschiedliche Angaben, wann genau seine Einweisung stattfand. Im Melderegister der Stadt Trier, in dem alle Umzüge der Einwohner:innen fest gehalten wurden, ist das Jahr 1926 eingetragen. In der Kartei des Erbbiologischen Instituts Bonn ist seine Einweisung auf den 5. April 1927 datiert. Es ist auch möglich, dass beide Daten zutreffen und er 1926 zum ersten Mal in die Heil- und Pflegeanstalt kam, allerdings zu einem nicht mehr rekonstruierbaren Zeitpunkt wieder entlassen und am 5. April 1927 erneut aufgenommen wurde. Laut Melderegister verließ er die Anstalt am 21. März 1935. Ob er in eine andere Anstalt verlegt oder entlassen wurde, ist nicht überliefert, denn neben dem Datum ist nur vermerkt: „fort, unbekannt wohin“. Vier Jahre später, am 15. August 1939, wurde er in die Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt in Andernach eingewiesen. Die Anstalt in Andernach war zur Zeit des Nationalsozialismus eine sogenannte Zwischenanstalt für die Tötungsanstalt Hadamar. Zwischenanstalten dienten zum einen dazu, Patient:innen, die ermordet werden sollten, vorher zu sammeln, um den organisierten Massenmord logistisch effizienter zu machen. Zum anderen sollte der Massenmord dadurch unauffälliger gemacht werden.
Johann Lieser wurde am 7. Mai 1941 in Hadamar ermordet. Die nationalsozialistische Ideologie sah ihn aufgrund seiner vermeintlichen Diagnose des „angeborenen Schwachsinns“ als „lebensunwert“ und „Belastung für die Volksgemeinschaft“, weswegen er als Teil der sogenannten „Aktion T4“ sein Leben verlieren musste.
Quellen: Archiv des Landschaftsverbandes Rheinland (ALVR), Kartei Erbbiologisches Institut; Stadtarchiv Trier (StATr), Tb15/Meldekartei; StATr, Tb31/962; Schneider, Christoph/Stuhl, Claudia: Gedenkbuch zur Erinnerung an die 1941-1945 in der Hadamar Ermordeten, Hadamar ²2019.
Literatur: Hohendorf, Georg u.a.: Die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“ -Aktion T 4 in der Tötungsanstalt Hadamar, in: George, Uta u.a. (Hrsg.): Hadamar. Heilstätte – Tötungsanstalt – Therapiezentrum, Marburg 2006, S. 176-188; Lilienthal, Georg: Die Opfer der NS-„Euthanasie“-Verbrechen, in: Sandner, Peter: Heilbar und nützlich. Ziele und Wege der Psychiatrie in Marburg an der Lahn, Marburg 2001, S. 276-304.
Abbildung: StATr, Tb31/962.
Autor:in: Theo Mast