• Josephine Paltzer

    Josephine Paltzer

    Geburtsdatum, Geburtsort: 8. Mai 1887, Trier

    Todesdatum, Sterbeort: 4. November 1942, Hadamar

    Beruf: ohne Beruf

     Am 16. August 1922 brachte Josephine Paltzer (geb. Pazem) ihre Tochter Paula zur Welt. Danach schien sie nicht mehr dieselbe zu sein, denn sie wurde kurz darauf in die städtische Krankenanstalt Lindenburg gebracht und dort mit „schwerer Schizophrenie“ diagnostiziert. Bis zu ihrem Tod am 4. November 1942 wird Josephine Paltzer ihr Leben fast durchgehend im System der Anstalten verbringen.

    Josephine Paltzer wurde am 8. Mai 1887 in Trier als Tochter von Peter und Barbara Pazem geboren. Ihr Vater war Lokomotivführer und kam bei einem Eisenbahnunglück ums Leben. Neben Josephine hatten sie drei weitere Kinder, eine Tochter und zwei Söhne. Als Kind soll sie sehr still, aber eigen gewesen sein. Sie besuchte die Volkshochschule und erwies sich dort als gute Schülerin. Später heiratete Josephine Karl Ferdinand Paltzer und zog vermutlich mit ihm zusammen oder zu ihm nach Köln, wo sie zum Zeitpunkt ihrer Einweisung wohnte. Aus der Patientenakte der Rheinischen Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Bonn geht hervor, dass sie und ihr Ehemann eine glückliche Ehe führten. Vor seinem Tod im Juni 1938 erkundigte sich Ferdinand Paltzer mehrmals bei der Pflegeanstalt Klosterhoven nach dem Befinden seiner Ehefrau. Außerdem verließ sie von September 1923 bis zum Februar 1924 gegen ärztlichen Rat die Klinik. Es ist anzunehmen, dass sie diese Zeit bei ihrem Ehemann und ihrer Tochter verbrachte. Zum Zeitpunkt des Todes ihres Mannes ist ihre Tochter Paula noch minderjährig. Ihre Vormundschaft übernimmt die Schwester Ferdinands, Paula Halbach, die sich schon zu Lebzeiten des Vaters um ihre Nichte gekümmert hat, da dieser nicht in der Lage dazu war. In ihrer Patientenakte wird beschrieben, dass der Grund für ihre psychische Erkrankung mit der Geburt ihrer Tochter zusammenhinge. Anhand der vorliegenden Akten wird jedoch nicht deutlich, wann genau sie das erste Mal in eine Anstalt kam. Das frühste, uns bekannte Aufnahmedatum ist der 1. Februar 1923 in die Rheinische Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Bonn. Jedoch wird hier auf einen vorherigen  Aufenthalt in der Städtischen Pflegeanstalt Lindenburg hingewiesen, der allerdings nicht genauer datiert wird. Es ist anzunehmen, dass sie in den ersten Monaten nach der Geburt ihrer Tochter nach Lindenburg kam. Der Grund für ihre Einweisung sei nach der Geburt auftretende Insomnie und Unruhe. Sie glaube, dass sie von einer „Elektrischen“, also einer Eisenbahn, verfolgt werden würde. Sie habe andere angegriffen und sei weggelaufen. Josephine blieb, mit Ausnahme ihrer fünfmonatigen Beurlaubung, bis zum 12. März 1924 in der Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Bonn. Dort scheint sich ihr Gesundheitszustand nicht zu verbessern. Sie soll halluziniert, Selbstgespräche geführt haben und sei handgreiflich gegenüber Personen in ihrer Umgebung gewesen. Nach ihrer Verlegung in die Privat-Irren-Pflegeanstalt Klosterhoven kommt es phasenweise zu minimalen Verbesserungen ihres Zustandes. In ihrem Krankheitsverlauf wird beschrieben, dass sie sich mehrere Monate am Stück ruhiger verhielt, aber ebenfalls Phasen aufwies, in denen sie nicht redete, außer mit sich selbst, nachts unruhig und laut wurde und sich gegen Anweisungen des Personals sträubte. Klosterhoven war die Anstalt, in der sie sich am längsten aufhielt, bis zu ihrer Verlegung in die Landesheilanstalt Hadamar am 18. August 1942. Dort wird ihr Krankheitsverlauf nicht weiter dokumentiert. Nur an ihrem Todestag, dem 4. November 1942 wird festgehalten, dass sie an Marasmus, einer Krankheit, die aufgrund von Mangelernährung auftritt, verstorben sei. Josephine Paltzer ist dadurch Opfer der sogenannten dezentralen Euthanasie und musste aufgrund von nationalsozialistischer Rassentheorie ihr Leben verlieren.

    Im Gedenken an sie wurde in der Paulinstraße in Trier-Nord ein Stolperstein verlegt.

    Abbildung 1 Übergabeschein der Rheinischen Provinzial-Heil und Pflegeanstalt Bonn (LWV, K12, Nr. 522, Bd. 1, Bl. 1)
    Abbildung 1 Übergabeschein der Rheinischen Provinzial-Heil und Pflegeanstalt Bonn (LWV, K12, Nr. 522, Bd. 1, Bl. 1)

    Quellen: Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen (LWV), K12, Nr. 522.

    Autor:in: Theo Mast 

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