Geburtsdatum, Geburtsort: 11. Dezember 1909, Trier-Kürenz
Todesdatum, Sterbeort: 26. Mai 1941, Hadamar
Beruf: ohne Beruf
Maria Trierweiler, wie sie selbst sagte „Mariechen“, wurde am 11. Dezember 1909 in Trier-Kürenz geboren. Hier wohnte sie bei ihren Eltern, Theodor und Maria Trierweiler, in der Stellstraße 17. Mit 29 Jahren kam sie unter dem Vorwand von „Idiotie“ am Nachmittag des 31. Dezembers 1938 in die Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Andernach. Zuvor verbrachte sie bereits einige Jahre im St. Vincenzstift Aulhausen, aber ihre „Eltern haben sie zurückgeholt, da sie Sehnsucht nach ihr hatten“. Diese aus Sehnsucht motivierte Handlung lässt vermuten, dass die Anstaltsunterbringung 1938 fremdbestimmt erfolgte.
Bei ihrer Erstuntersuchung in Andernach betonte der Anstaltsarzt, die 29-Jährige sei vermeintlich nur zu primitiven Unterhaltungen mit ihren Familienangehörigen fähig. Zudem sei sie bereits seit ihrer Kindheit „immer zurückgeblieben“ und „geistig tiefstehend“ gewesen. Hinzu kam ein als aggressiv und boshaft beschriebenes Verhalten, das sich zunehmend steigerte – vermutlich ein Hinweis auf Marias Unsicherheit und Frustration. Sie zerriss Wäsche, „schlägt alle Kinder, beisst sie in die Arme, bis es blutet“ und warf Gegenstände herum. Aufgrund dieses Zerstörungstriebes und der „Gefahr sinnloser Handlungen“ sei die Anstaltsaufnahme zwingend notwendig gewesen.
Während der Zeit in Andernach veränderte sich ihr aggressives Verhalten kaum. Die Akteneintragungen zu ihrem ersten Bad erwecken den Eindruck, dass sie sehr verängstigt war: Sie war „sehr unruhig, kratzte und biß die Pflegerin“ und klammerte sich fest. Dabei schrie sie laut und wollte nicht ausgezogen werden. Zwar begann der nächste Tag ruhig, doch am Nachmittag „warf sie plötzlich ihren Teller im Saal entzwei“. Bei einer Untersuchung schlug und kratzte sie die Pflegerinnen und war unruhig. Sie rutschte auf dem Stuhl umher und bewegte ihre Arme immerzu, während sie mit stumpfem Blick den Raum musterte. Der Arzt diagnostizierte eine „dauernde motorische Unruhe“. Hinzu komme ein „schwerster Intelligenzdefekt“ und starke Stimmungsschwankungen.
In der anschließenden Befragung zu ihrer Person und Vorgeschichte gab sie nur teilweise richtige Antworten und war kaum räumlich orientiert. Wusste sie keine Antwort, wurde sie unruhig und schnitt Grimassen. Als sie körperlich untersucht werden sollte, drängte sie zur Tür – vermutlich verängstigt und mit dem Ziel, sich der Untersuchung zu entziehen. Sie bekam dabei „immer mehr einen wutverzerrten Ausdruck“ und sagte selbst, dass sie nun böse sei. In der Folgezeit neigte sie zu einem als „gleichbleibend, ruhig und harmlos“ dokumentierten Verhalten. Sie war „stumpf, interesselos“ und vermeintlich unfähig, sich über einen längeren Zeitraum mit etwas zu beschäftigen. Erneut erscheint sie aggressiv und frustriert: Sie „beschädigt u. zerreißt viel Wäsche u. Kleider“ .
Maria pflegte in Andernach eine tiefe Freundschaft mit einer anderen Patientin. Sie waren unzertrennlich und „Mariechen“ schien sich fürsorglich um ihre Freundin zu kümmern – womöglich ein Hoffnungsanker für die verängstigte junge Frau.
Am 8. Mai 1941 wurde Maria Trierweiler von einem der grauen Busse der Gemeinnützigen Kranken-Transport GmbH (GeKrat) Berlin abgeholt. Wohin sie verlegt wurde, ist unklar. Naheliegend ist jedoch, dass sie nach Hadamar transportiert und dort am 26. Mai 1941 getötet wurde, vermutlich im Rahmen der zu diesem Zeitpunkt noch laufenden „T4-Aktion“ durch Gas.
Quellen: Bundesarchiv (BArch) Berlin, R 179/2216; Stolperstein Maria Trierweilers (https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=29161); Ancestry.com. Europa, Registrierung von Ausländern und deutschen Verfolgten, 1939-1947 [Datenbank online]. Lehi, UT, USA: Ancestry.com Operations, Inc., 2019.
Autor:in: Nina Huppertz