• Marianne Schönhofen

    Marianne Schönhofen

    Geburtsdatum, Geburtsort: 17. Mai 1925, Trier

    Todesdatum, Sterbeort: 10. Februar 1941, Hadamar

    Beruf: ohne Beruf

    Marianne Schönhofen wurde am 17. Mai 1925 in Trier geboren und lebte dort in der Jüdemerstraße 5. Sie war die Tochter von Katharina Schönhofen (geb. Klos) und Nikolaus Schönhofen. Als Kleinkind war sie oft krank. Sie erkrankte als Zweijährige zuerst an Scharlach und dann gleichzeitig an Masern, Lungenentzündung und Keuchhusten. In dem Alter entwickelte sie, während ihrer Scharlacherkrankung, zum ersten Mal Krämpfe. Danach soll sie sich laut ihrer Mutter auch geistig verändert haben. 

    Ab dem 22. Mai 1934 war sie in Bonn in der Rheinischen Provinzialkinderanstalt für seelisch Abnorme, bevor sie am 1. August 1934 mit neun Jahren im St. Vincenzstift in Aulhausen am Rhein aufgenommen wurde, einer karitativen Einrichtung für geistig und körperlich behinderte Kinder sowie Fürsorgekinder. Ihre Diagnose zum Zeitpunkt der Aufnahme lautete: „Schwerer Schwachsinn“ „mit schweren asozialen Störungen (gemeingefährlich)“. Man führte dies auf eine womöglich frühkindlich erworbene Schädigung, also auf die Erkrankungen und die Krämpfe im Kleinkindalter, zurück. Marianne war, laut ihrer Akte, in der Lage allein zu essen, konnte sich jedoch nicht allein anziehen und war nachts noch unrein. Weiter wird sie als unruhig und enthemmt beschrieben, da sie durch ihr „aggressives Verhalten“ zu Hause ihre Geschwister gefährdete. Sie redete zu viel, oft jedoch nur in Satzbruchstücken. Ihre Spielbetätigung sei kleinkindlich und Schulkenntnisse scheinen, laut dem ärztlichen Fragebogen, noch nicht vorhanden gewesen zu sein. Aufgrund dessen attestierte man ihr eine weitgehend beeinträchtigte Erziehungsfähigkeit, die sich „im Wesentlichen auf eine dressurmässige Disciplinierung zu beschränken“ sollte. Weitere Bildungsfähigkeit sprach man ihr ab. 

    Nach ihrer Aufnahme im St. Vincenzstift folgten in einem Abstand von etwa einem Jahr kurze Berichte über ihren Zustand. Zu Beginn notierte man, dass sie zwar Zeit gebraucht hätte, um sich an die Ordnung zu gewöhnen, sich aber nun sehr gut einfüge. Zeitweise verfiele sie noch in Angstzustände und kenne ihre Eltern und Geschwister nicht. Obwohl sie als „furchtbar eigensinnig“, „geschwätzig“, aggressiv und zänkisch beschrieben wurde, scheint Marianne ein gutmütiges Mädchen gewesen zu sein. Mit ihr in Kontakt zu kommen sei zwar schwierig, da sie zunächst einen sehr verschüchterten Eindruck machen würde, doch unter Kindern ging Marianne dann doch aus sich heraus. Sie wusste, wer es gut mit ihr meinte, und half dabei ihre Freundin mütterlich zu betreuen. Ihre Distanzlosigkeit äußerte sich oft in „enthemmten Zärtlichkeitsäusserungen“

    In einem Einlagebogen vom 16. September 1938 erfahren wir, dass Marianne sich körperlich gut entwickelt hätte und im August 1938 für einige Tage beurlaubt wurde. Die Zeit verbrachte sie bei ihren Eltern, die sie dann aber vorzeitig wieder in die Heilanstalt zurückbrachten. Schon wenige Monate nach diesem Eintrag wurde sie am 31. Januar 1939 in die Heil- und Pflegeanstalt in Andernach verlegt. Mitte Februar 1941 verbrachte man sie dann nach Hadamar. 

    Marianne war noch keine 16 Jahre alt, als sie am 10. Februar 1941, drei Monate vor ihrem Geburtstag, in Hadamar ermordet und einen Tag später einäscherte. Ihr Vater beantragte am 21. Februar 1941 die Beisetzung der Aschenurne seiner Tochter auf dem Hauptfriedhof in Trier, die ihm auch gestattet wurde. Marianne Schönhofen wurde Opfer der „T4-Aktion“, der zentral gesteuerten Phase der Patient:innenmorde, bei der in den Jahren 1940 bis 1941 über 70.000 Menschen mit Gas getötet wurden. 

    Quellen: Bundesarchiv (BArch) Berlin, R 179/27656; Stadtarchiv Trier (StATr), Tb60/721.

    Literatur: Klein, Matthias: NS-„Rassenhygiene“ im Raum Trier. Zwangssterilisation und Patientenmorde im ehemaligen Regierungsbezirk Trier 1933–1945, Köln 2020. 

    Autor:in: Lisa Köhl 

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