Geburtsdatum, Geburtsort: 5. Juli 1920, Trier
Todesdatum, Sterbeort: 23. April 1941, Hadamar
Beruf: unbekannt
Nur wenige Wochen vor der Geburt von Rudolf Langenstein heirateten seine Eltern Friedrich und Dorothea (geb. Schreiner) am 31. Mai 1920 auf dem Standesamt in Trier. Am 5. Juli 1920 wurde schließlich der gemeinsame Sohn Rudolf geboren. In seiner Kindheit besuchte er eine Hilfsschule, weshalb der Verdacht naheliegt, dass bei ihm eine Lernschwäche festgestellt wurde, die zeitgenössisch unter anderem auch als „Idiotie“ oder „angeborener Schwachsinn“ diagnostiziert und damit zu einer mutmaßlichen psychischen Erkrankung erklärt wurde.
Gemeinsam mit seinen Eltern lebte er in Trier zunächst in einem Mehrfamilienhaus in der Feldstraße 34. Zwischen Juli 1921 und September 1924 zog die Familie kurzzeitig in die Moselstraße 4 um. Anfang Februar 1926 war Rudolf in Trier in der Brückenstraße 28 gemeldet. Dort lebte er mutmaßlich gemeinsam mit seiner Mutter bei Familie Münster. Ob sein Vater Friedrich Langenstein dort noch mit eingezogen ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar. Er verstarb am 11. Januar 1927 im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier. Seine Mutter Dorothea kam nur kurze Zeit später, am 20. April 1927, im Marienkrankenhaus Trier ums Leben. In der Folge lebte der damals sieben Jahre alte Rudolf bei den Großeltern mütterlicherseits in der Feldstraße 34 und zog – vermutlich gemeinsam mit diesen – in die Metzelstraße 34 um. Nach dem Tod des Großvaters Friedrich Schreiner im Jahre 1931 lebte er gemeinsam mit seiner Großmutter Elisabeth seit September 1934 zunächst in der Luxemburgerstraße 6 und schließlich in der Innenstadt in der Jakobstraße 12.
Im Alter von 18 Jahren wurde Rudolf schließlich in die Heil- und Pflegeanstalt in Andernach eingewiesen. Seine dortige Aufnahme erfolgte am 11. Januar 1939. Die Ursache für diese Einweisung ist nicht bekannt. Möglicherweise erfolgte kurz zuvor der Tod seiner Großmutter, sodass er keine Familienangehörigen mehr hatte, die sich um ihn kümmern und für ihn sorgen konnten. Hier verbrachte er die nächsten zwei Jahre seines Lebens, bis er am 23. April 1941 mit 88 weiteren Patient:innen in die Tötungsanstalt nach Hadamar verlegt wurde. Noch am Tag seiner Ankunft wurde er in einer als Duschraum getarnten Gaskammer ermordet.
Rudolf Langenstein wurde 20 Jahre alt.
Quellen: Archiv des Landschaftsverbandes Rheinland (ALVR), Kartei Erbbiologisches Institut Bonn; Stadtarchiv Trier (StATr), Tb 15/Meldekartei; StATr, Tb31/1502b, Nr. 704/1900; StATr, Tb31/2750, Nr. 348/1920; StATr, Tb31/2864, Nr. 37/1927 und 349/1927; Einwohnerbuch der Stadt Trier nebst den Vororten Euren, Kürenz, Olewig und Zewen 1921/22, Trier 1921; Einwohnerbuch der Stadt Trier 1934. Zusammengestellt nach eigenen Angaben der Einwohner, Abgeschlossen am 1. Juni 1934, Trier 1934; Einwohnerbuch der Stadt Trier 1936. Zusammengestellt nach eigenen Angaben der Einwohner. Abgeschlossen am 1. Mai 1936, Trier 1936; Einwohnerbuch der Stadt Trier 1938. Zusammengestellt nach eigenen Angaben der Einwohner, Trier 1938.
Literatur: Christoph Schneider/Claudia Stul (Bearb.): Gedenkbuch zur Erinnerung an die 1941–1945 in der Tötungsanstalt Hadamar Ermordeten, Hadamar ²2019.
Abbildung: StATr, Tb15/Meldekartei.
Autor:in: Lena Haase