Geburtsdatum, Geburtsort: 13. Februar 1893, Oberlahr
Todesdatum, Sterbeort: 11. Februar 1941, Hadamar
Beruf: Handlungsgehilfin
Selma Hirsch (geborene Levy) wurde am 13. Februar 1893 in Oberlahr als drittes Kind ihrer Eltern Alexander und Sara (geborene Dublon) geboren. Ihre Eltern stammten aus der Umgebung von Trier: der Vater Alexander war am 22. August 1863 in Kordel geboren worden, ihre Mutter Sara am 5. Mai 1858 in Wittlich. Neben Selma hatte das Ehepaar Levy noch sieben weitere Kinder (drei Söhne und vier Töchter), von denen jedoch nur zwei das Erwachsenenalter erreichten. Dies waren deren ältester Sohn Jacob (*1891 in Kordel), der im Alter von 24 Jahren im Mai 1915 in Flandern im Ersten Weltkrieg fiel und Elsa Levy (*1895). Sie wanderte 1938 in die USA aus, lebte in New York City, wo sie 1949 schließlich heiratete und dort bis zu ihrem Tod im Jahr 1966 auch lebte. Den Lebensunterhalt der Familie verdiente Alexander Levy als Metzger.
Am 16. Mai 1921 heiratete Selma in Trier den Handlungsgehilfen Isidor Hirsch. Er war am 12. Mai 1892 in Feyen geboren worden und lebte dort „Am Knie 5“. Er war der Älteste von fünf Geschwistern. In der Pellingerstraße 35 war Isidor Handelsvertreter für Seife, Wäsche und technische Öle. Sein Vater führte unter derselben Adresse eine Kolonialwaren- und Kohlehandlung.
Am 4. August 1936 wurde Selma Hirsch in die Heil- und Pflegeanstalt in Andernach eingewiesen. Was der genaue Grund ihrer Einweisung war, ist leider nicht mehr ersichtlich. Vermutlich wurde ihr jedoch ärztlicherseits eine mutmaßliche psychische Erkrankung diagnostiziert, die eine dauerhafte Anstaltsunterbringung notwendig erscheinen ließ. Seit dem 1. Januar 1939 war Selma gezwungen, zwangsweise den Zweitnamen Sara zu tragen. In Andernach verblieb sie etwa viereinhalb Jahre. Am 11. Februar 1941 wurde sie von dort im Rahmen der „Aktion T4“ in die Tötungsanstalt Hadamar transportiert. Hier wurde sie noch am Tag ihrer Ankunft im Keller der Anstalt in einer als Duschraum getarnten Gaskammer ermordet. Als fingiertes Todesdatum wurde der 3. April 1941 vom Standesamt in „Cholm II“ gemeldet. Weder das Datum war korrekt, noch existierte das Standesamt tatsächlich. Diese Todesanzeigen waren von der T4-Zentrale in Berlin gesteuert, um die Nachverfolgbarkeit der Patientenmorde zu verunmöglichen.
Selma starb zwei Tage vor ihrem 48. Geburtstag. An ihrer Biographie wird die doppelte Verfolgung deutlich der sie ausgesetzt war: einerseits wurde sie als Jüdin Opfer rassenideologischer Verfolgung und andererseits wurde sie aufgrund einer zeitgenössisch festgestellten Beeinträchtigung aus sozialrassistischen und rassepolitischen Gründen verfolgt.
Ihr Ehemann Isidor wurde am 16. Oktober 1941 mit dem ersten Deportationstransport aus Trier in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) im heutigen Polen deportiert, wo er am 11. Mai 1942 ums Leben kam. Mit ihm auf diesem Transport befanden sich auch dessen Schwester Frieda Franziska mit ihrem Ehemann Sigmund Frank und ihren vier Kindern Manfred (*1921), Kurt (*1923), Leonie (*1926) und Ruth (*1936). Sie alle kamen im Holocaust ums Leben.

Quellen: Stadtarchiv Trier (StATr), Tb31/477 1206, Nr. 133/1897; StATr, Tb31/478 1203, Nr. 141/1895; StATr, Tb31/2753, Nr. 120/1921; https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en884659; https://www.erinnerlicht-trier.de/personen/isidor-hirsch (Letzter Zugriff: 20.03.2025).
Abbildung: Yad Vashem, Gedenkblatt Selma Hirsch, geb. Levy.
Autor:in: Lena Haase