Geburtsdatum, Geburtsort: 19. Dezember 1878, Trier
Todesdatum, Sterbeort: 7. Juni 1941, Hadamar
Beruf: Kassengehülfe
Von dem Leben Anton Bastians ist nicht viel bekannt. Er wurde am 12. Dezember 1878 in Trier, als Kind des Uhrmachers Benedict Nicolaus Anton Bastian (1852-vor dem Jahre 1924) und der Hausfrau Gertrude Ketter (1856-1924) geboren. Das Ehepaar war seit dem 18.03.1878 miteinander verheiratet und hatte neben Anton noch mindestens ein weiteres Kind, namens Gertrud. Anton Bastian wurde katholisch getauft und sein Familienstand war ledig.
In der Meldekartei der Stadt Trier wurde hinter seinem Namen „geisteskrank“ vermerkt. Wann und warum es zu dieser Eintragung kam lässt sich nicht rekonstruieren. In einer aus Andernach erhaltenen Kartei wird seine Krankheit mit „Schizophrenie“ angegeben und der Zusatz „abgekapselt, ohne Eigenantrieb“ ergänzt. Diese Formulierung deutet auf die negative Ausprägung der Schizophrenie, oder eine schwere Form einer Depression hin. Weiterhin ist in der Meldekartei der Stadt Trier anstelle eines Umzugs für den Zeitraum Juli 1915 bis November 1918 „Militär“ notiert. Folglich war Anton Bastian in irgendeiner Form im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Aufgrund dieser Tatsache ist davon auszugehen, dass sich seine „Geisteskrankheit“ erst in der Zeit nach dem Wehrdienst gezeigt haben muss, da er andernfalls nicht wehrfähig gewesen wäre bzw. man ihn ausgemustert hätte. In Anbetracht seines Kriegseinsatzes könnte auch eine posttraumatische Belastungsstörung als Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden.
Weiter ist in der Meldekartei vermerkt, dass sich Anton Bastian ab dem 15. August 1939 in der Heil- und Pflegeanstalt in Andernach befunden hat. Laut dem Meldebogen der Anstalt war Anton Bastian seit 1929 erkrankt, bzw. pflegebedürftig. Was genau damit gemeint ist kann in Hinsicht auf die Diagnose „Schizophrenie“ nur spekuliert werden. Allerdings muss zu diesem frühen Zeitpunkt der Erkrankung wohl noch eine häusliche Pflege, oder zumindest kein dauerhafter Klinikaufenthalt möglich gewesen sein, denn andernfalls wäre ein Umzug in der Meldekartei Triers notiert worden. In Andernach verblieb er vom 15. August 1939 bis zum 7. Juni 1941. An diesem Tag wurde er in die Anstalt Hadamar überstellt. Nach offiziellen Angaben der Anstalt soll er dort am 19. Juni 1941 verstorben sein. Seiner Familie schickte man ein Telegramm, um sie über den Tod zu informieren. Seine Schwester Gertrud Bastian (Feldstraße 11 a in Trier) forderte die Urne mit der vermeintlichen Asche ihres Bruders an. Die Urne aus Hadamar wurde auf dem Zentralfriedhof von Trier bestattet. Ob sich darin jedoch wirklich die Asche Anton Bastians befunden hat, muss infrage gestellt werden.
Das offiziell festgehaltene Todesdatum ist jedoch wahrscheinlich gefälscht. Zeitpunkt und Ort des Todes, sowie der überlieferte Schriftverkehr mit der Familie deuten darauf hin, dass Anton Bastian im Rahmen der „T4-Aktion“ ermordet wurde. Das Datum seines Transportes nach Hadamar ist demnach auch gleichzeitig als sein Todesdatum anzunehmen, da die Patient:innen unmittelbar nach ihrer Ankunft in Hadamar in einer Gaskammer im Keller vergast wurden.
Somit zählt er zu den Opfern der NS-Patientenmorde im Raum Trier. Daher wurde 2011 ein Stolperstein für ihn in der Wallstraße 8 verlegt.
Quellen: Landeshauptarchiv Koblenz (LHAKo), Best. 426,006, Nr. 44; LHAKo, Best. 426,006, Nr. 50; Stadtarchiv Trier (StATr), Tb15/Meldekartei; StATr, Tb31/77; StATr, Tb31/573; StATr, Tb 31/2859; StATr, Tb60/721.
Literatur: Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V. (Hrsg.): Stolpersteine Erzählen. Ein Wegbegleiter zu den Mahnmalen für Nazi-Opfer auf den Bürgersteigen der Stadt Trier, Trier ²2015, S. 46.
Abbildung: StATr, Tb31/573.
Autor:in: Mathias Zell